Anatomie. Das faszinierende Innenleben des Menschen

Autor*in
Hélène, Druvert
ISBN
978-3-8369-5989-6
Übersetzer*in
Pasquay, Sarah
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Druvert, HeleneDruvert, Jean-Claude
Seitenanzahl
40
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2018
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
26,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Kaum blättert man dieses großformatige, in zarten Pastelltönen gehaltene Buch auf, entfaltet sich ein staunenswertes Innenleben, das einem ganz ohne Röntgengerät Blicke in die menschliche Anatomie ermöglicht, die man so noch nicht gesehen hat:
Auf einer schwarzen Hintergrundfolie sehen wir in zarten Scherenschnitten und eindeutiger Farbgebung Adern und Venen, Nerven und Organe. Und all dies in unterschiedlichen Perspektiven zum Staunen, Wundern, Verstehen und Lernen.

Beurteilungstext

Schon das Cover dieses ungewöhnlichen Anatomieatlas der französischen Papier- und Designkünstlerin Hélène Druvert sticht aus der unüberschaubaren Menge der Sachbücher zum Thema Körper für Kinder hervor: Zum einen durch die kunstvoll auf einem schwarzen Scherenschnitt eines männlichen Körperumrisses mäandernden roten und blauen Linien, die unschwer als Adern und Venen zu erkennen sind. Und zum anderen durch den Titel „Anatomie“, der auf die Wissenschaftlichkeit des Buches verweist und zugleich mit dem Untertitel „Das faszinierende Innenleben des Menschen“ die Begeisterung der Künstler/Autoren (oder des Verlags) für das Wunderwerk des menschlichen Körpers spiegelt.
Der Herr vom Cover – meist mit Moustache und Baskenmütze – dient als Modell für die anschaulichen Expeditionen in die Anatomie des Menschen, die mit vielen Klappen zum Studium des Innenlebens der jeweiligen Organe und vor allem wunderbar filigranen Scherenschnitten dabei helfen, die Funktionsweise des Körpers besser zu verstehen.
Schicht für Schicht des menschlichen Grundsystems blättert man auf: Durch das Verdauungssystem mit Magen und Darm, den Blutkreislauf mit dem Herz, der Atmung mit der Lunge zum Nervensystem, das alle Informationen der Außenwelt über ein feines Netz von Nervenbahnen als elektrische Impulse ins Gehirn leitet, dort entschlüsselt und wieder zurück sendet. Aufrecht gehalten wird unser Körper vom Skelett, den vielen großen und kleinen Knochen und in Bewegung gesetzt von unseren Muskeln. Sogar in den Augen haben wir Muskeln, die dafür sorgen, dass sich die Iris je nach Lichteinfall zusammenzieht oder vergrößert.
Nach diesen Einblicken geht es systematisch weiter mit dem knöchernen Teil des Kopfes und dem dahinterliegenden Gehirn, in dem in farbigen Abteilungen die verschiedenen Steuerungszentren für das Fühlen, Hören, Riechen oder Sehen abgebildet sind. Weiter geht es mit einem Innenblick in die Lunge und dem Zwerchfell, das verantwortlich ist für einen Schluckauf, den jeder wohl kennt. Beim größten Muskel unseres Körpers, dem Herz, werden wir aufgefordert, mal selbst den Pulsschlag zu fühlen und so in sich hineinzuhorchen.
Nun geht es weiter mit den Sinnesorganen – Hände zum Fühlen und Tasten, Nase und Mund zum Schmecken und Riechen, Augen zum Sehen und Ohren zum Hören. Zum Schluss dürfen wir auch noch einen Blick werfen in die Fortpflanzungsorgane von Mann und Frau, knapp erklärt und wunderschön anzusehen auf und unter den Klappen.
Die erläuternden Texte zu allen großen Abbildungen, die immer gut beschriftet sind, bewegen sich sprachlich auf einem mittleren Niveau, das sich angenehm von Biologieschulbüchern abhebt: Zwar gibt es auch Passivkonstruktionen im Satzbau, aber dominant sind diese nicht und meistens gibt es das eindeutige Subjekt „wir“. Auch in den Beschreibungen von Funktionsweisen überwiegen klare Definitionen in Sätzen mit überschaubarer Länge. Fachbegriffe kommen vor, werden aber immer veranschaulicht oder im Text gut erklärt. Ein Beispiel aus dem Abschnitt zum Tastsinn: „Jede Hand hat 27 Knochen. Dieser Teil unseres Körpers enthält die meisten Nerven, unsere Hände sind deshalb so empfindlich. Am Ende unserer Finger, an den Fingerkuppen, haben wir ein aus Rillen geformtes Muster: Das sind unsere Papillarleisten. Sie sind bei jedem Menschen anders … Wenn du deine Finger auf ein Stempelkissen drückst und dann auf ein Blatt Papier, kannst du sie sehr gut sehen.“ Hinzu kommt, dass zentrale Begriffe im Text durch Fettdruck markiert und in den meisten Fällen in den Abbildungen wiederzufinden sind.
Fazit:
Anatomie ist ein künstlerisch und ästhetisch rundherum überzeugendes, sehr ansprechendes und gelungenes Sach-Bilder-Buch, in dem man gerne blättert, sich hier und da festliest, bei dem man sich nie langweilt und wie nebenbei eine Menge lernt. Eine gewisse Vorsicht im Umgang mit dem Buch ist geboten – die wunderbaren kleinteiligen Scherenschnitte mit den hauchdünnen Linien für Nerven und Adern könnten sonst kaputt gehen!

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Diese Rezension wurde verfasst von SRAn; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 11.11.2018