Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor

Autor*in
Leeuwen, von
ISBN
978-3-8369-5467-9
Übersetzer*in
Ehlers, Hanni
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Leeuwen/Joke, van
Seitenanzahl
121
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2012
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Todas Vater muss in den Krieg ziehen, weil "die Einen" gegen "die Anderen" kämpfen. Da die Großmutter sich zu alt fühlt, um Toda in dieser schwierigen Zeit zu schützen und zu versorgen, wird das Mädchen auf eine Reise zur Mutter geschickt, die im nicht vom Krieg betroffenen Nachbarland lebt. Eindringlich und immer aus Todas Perspektive erleben wir eine Odyssee durch von wenig freundlichen, egozentrischen Menschen bewohnte Gegenden, bis sie endlich bei ihrer Mutter eintrifft.

Beurteilungstext

Toda muss durch fremde Städte und Landschaften reisen, anfangs versorgt von Flüchtlingsbetreuern, aber nie wirklich emotional umsorgt, und später auf sich gestellt, als sie ihre Fluchtgruppe nahe der Grenze verliert. Mehrfach trifft sie auf Menschen, die ihr scheinbar helfen wollen, aber eigentlich für sich eine Art "Kuschelkind" suchen und Toda davon abhalten wollen, zu ihrer Mutter zu reisen.
Die Autorin hat schon in anderen Büchern glaubwürdig von Kindern erzählt, die sich allein in einer fremden Umgebung behaupten und ihren Weg suchen müssen, so z. B. in Deesje macht das schon (1987). Auch jetzt wieder gelingt es ihr, den kindlichen Blick überzeugend zu ihrer Perspektive zu machen und die Absurditäten in den Handlungen und Haltungen der Erwachsenen so aufzuzeigen. In diesem Buch geht es um den Irrsinn des Krieges, um die Heimatlosigkeit auf der Flucht und die abweisende Begegnung mit Fremden und Flüchtlingen. In einfach strukturierten Sätzen beschreibt sie, wie viele Menschen dem Fremden begegnen: "Er [ein Beamter im neuen Land] sagte, dass ich einen unmöglichen Namen hätte, mit den vier Ks darin. Diesen Buchstaben gäbe es in ihrer Sprache nicht. Er brach sich fast die Zunge dabei ab. Ich sollte lieber nur die letzten Buchstaben von meinem Vornamen benutzen: toda. Hier sollte ich Toda heißen. ‚Sonst kommst du nirgendwo hin', sagte er." (S. 85)
Dadurch, dass das Buch in fiktiven Ländern spielt und auch historisch unbestimmt bleibt, entstehen Anklänge an eine Parabel. Aber durch die Innensicht in Todas Erleben, in ihre Gefühle und Gedanken entsteht eine Intensität und Authentizität, die eine Parabel nicht erreichen würde.
Die Illustrationen der Autorin sind Kinderzeichnungen nachempfunden, die erklären und veranschaulichen sollen, was im kindlichen Bericht mit Worten alleine nicht auszudrücken ist.
Die Autorin, geboren 1952, studierte Kunst und Geschichte und schreibt seit Ende der Siebzigerjahre Kinderbücher, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Sie lebt in Antwerpen.

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Diese Rezension wurde verfasst von gst.
Veröffentlicht am 01.01.2010