Als der Krieg nach Rondo kam

Autor*in
Romanyschyn, Romana
ISBN
978-3-8369-6203-2
Übersetzer*in
Dathe, ClaudiaSemenets, Oksana
Ori. Sprache
Ukrainisch
Illustrator*in
Lessiw, Andrij
Seitenanzahl
40
Verlag
Gerstenberg Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hildesheim
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Was tun, wenn plötzlich Krieg ausbricht, wo sich einst ein Gefühl von Heimat einstellte? Die eigene Welt wird von einem auf den anderen Tag zerstört. Wo vorher Freude und Spaß wächst, wird nur noch Schrecken gesät. So ergeht es drei Freunden, die mit ansehen müssen, wie ihre zuvor friedliche Stadt vom Krieg heimgesucht wird und nichts und niemand von diesem verschont bleibt. Alles was sie noch besitzen, ist Zusammenhalt und Hoffnung. Mit letzter Kraft verteidigen sie ihre geliebte Heimat.

Beurteilungstext

In der Erzählung stehen drei Bewohner der Stadt Rondo besonders im Vordergrund. Diese sind gleichzeitig beste Freunde. Danko besteht aus Glas, Sirka ist ein Vogel aus Papier und Fabian ein Ballonhund. Ihr Äußeres deutet jeweils auf ihre individuelle Verletzlichkeit und Empfindlichkeit hin. Alle drei lieben ihre Heimatstadt Rondo. Sie können sich kein schöneres Leben vorstellen. Täglich singen die Blumen die Stadthymne und alle Bewohner leben ein friedvolles Leben zusammen. Doch eines Tages endet diese entspannte Stimmung, als der Krieg unangekündigt und erbarmungslos über ihre Stadt herfällt. Absolute Dunkelheit zieht über Rondo her und nimmt den Bewohnern jede Lebensfreude. Der Krieg zerstört alles und jeden, der ihm in den Weg kommt. Zunächst versuchen die drei Freunde diplomatisch mit dem Krieg zu reden, dann tun sie es ihm gleich und wenden Gewalt an. Selbst als dies keine Wirkung zeigt und die meisten keine Hoffnung mehr haben, entdeckt Danko durch Zufall eine Schwachstelle des Krieges, welche einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihm und den Bewohnern weckt.

Der Krieg wird in der Erzählung personifiziert, wodurch man ihn beim Lesen als lebendiges Wesen wahrnimmt und nicht als waffengesteuerten Konflikt zwischen zwei Parteien. Zum einen macht dies die Erzählung deutlich: „Sie stellten sich dem Krieg in den Weg. Sie versuchten mit dem Krieg zu reden, sie baten ihn wieder zu gehen. Doch der Krieg beachtete sie nicht und rollte ungerührt weiter“ (S. 16). Zum anderen weist die Darstellung des Krieges menschliche Züge auf. Seite 14 besteht fast ausschließlich aus einer dunklen Gestalt, die einen abstrakten und etwas karikaturartigen Panzer darstellen soll. Der untere Teil besteht aus den Ketten eines Panzers, dessen Rohr wird von einer überdimensionalen menschlichen Hand dargestellt. Auffällig bei dieser Hand ist der Arm, der in einen schicken Anzug gekleidet ist. Dies könnte auf die politischen Gründe zurückgeführt werden, durch die Kriege meist entstehen. Jedoch wird in der Erzählung nicht auf die Absicht des Krieges eingegangen. Wie anfangs bereits erwähnt, werden die Protagonisten sehr zerbrechlich dargestellt. Im Gegensatz dazu wird der Krieg als unzerstörbar und gigantisch abgebildet, wodurch die Machtverhältnisse sowie die Hoffnungslosigkeit der Opfer deutlich werden. Umso beeindruckender ist es, dass die drei Protagonisten sich dennoch dem Krieg entgegenstellen und ihren Mut nicht verlieren. Es zeigt ebenso, dass man gemeinsam stärker ist, als auf sich allein gestellt.

Dieses literarische Werk solle, laut der ukrainestämmigen Autorin, eine Grundlage bieten, um mit Kindern über die komplexe Thematik Krieg sprechen zu können. Außerdem solle es Kindern aufzeigen, dass Kriege nicht nur äußerlich sichtbare, sondern auch innere Narben hinterlassen und sich das Leben während und nach dem Krieg grundlegend verändern wird. Die Illustrationen bestärken diese sichtbaren und unsichtbaren Prozesse. Anfangs werden das friedliche Stadtleben und die unbeschwerten Bewohner mittels bunter Farben und viel Helligkeit dargestellt. Sobald der Krieg erscheint, werden die Farben dunkler, wodurch die Gestaltung einen bedrückenden Eindruck beim Lesen hinterlässt. Auf diesen Seiten verändert sich ebenfalls die Ausrichtung der Schrift, so dass man Textpassagen diagonal lesen muss. Laut Autorenduo solle so das Lesen unbehaglich werden, weil Krieg ebenfalls keine entspannte Atmosphäre mit sich bringe.

Meiner Meinung nach ist es ein sehr gelungenes Bilderbuch, welches die Thematik sowohl inhaltlich als auch gestalterisch ansprechend und leicht zugänglich vermittelt. Vor allem aus der Perspektive von Heranwachsenden werden die Folgen des Krieges ehrlich und schonungslos, aber dennoch altersgerecht dargestellt. Jedoch spendet die Lektüre auch Hoffnung und zeigt auf, wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten sind.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kibi; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 20.03.2023