Als der Krieg nach Rondo kam

Autor*in
Romanyschyn, Romana
ISBN
978-3-8369-6203-2
Übersetzer*in
Dathe , Claudia Semenets, Oksana
Ori. Sprache
Ukrainisch
Illustrator*in
Lessiw , Andrij
Seitenanzahl
40
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
Ort
Hildesheim
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In der schönen Stadt Rondo, die für ihre Musik und ihre Pflanzen berühmt ist, leben die Freunde Danko, Sirka und Fabian. Sie sind Fabelwesen: Danko hat einen Lichtkörper, Fabian sieht aus wie ein Luftballon in Form eines Hundes und Sirka wie ein Papiervogel. Doch dann kommt der Krieg in die Stadt und bringt Zerstörung und Dunkelheit. Niemand und nichts wird verschont. Die Freunde wollen nicht aufgeben. Ob die Lichtmaschine, die sie bauen, und der Gesang der Bewohner den Krieg besiegen kann?

Beurteilungstext

Die Stadt mit ihren Einwohnern, von denen diese Geschichte erzählt, ist schon etwas ganz Besonderes. „Die Bewohner von Rondo waren einfallsreich und zart.“ Die drei Hauptpersonen kann man leicht ins Herz schließen. Da ist der zerbrechlich wirkende Danko, der so gern Fahrrad fährt und dabei summt. Er ist es auch, der sich um die wunderbaren, singenden Blumen der Stadt kümmert. Fabian ist so leicht, dass er ohne das Silbermedaillon an seinem Hals leicht davon getragen werden würde. Und das Vogelwesen Sirka reist für ihr Leben gern und hält ihre Eindrücke in Zeichnungen und Notizen fest.

In der bunten, liebenswerten Welt der Freunde wird es schlagartig dunkel, denn „der Krieg kommt in die Stadt“. Er bringt Panzer und Bomben mit und lässt auf seinem Weg schwarze Blumen wachsen, „dürres, stacheliges Unkraut“. Die drei Freunde werden schwer verletzt, die Blumen in den Gärten Rondos welken und hören auf zu singen. Doch Danko, Fabian und Sirka setzen sich zur Wehr, versuchen den Krieg zu stoppen und ihn ins Herz zu treffen, aber vergeblich, „denn der Krieg hat(te) kein Herz“ und kriecht weiter voran.

Als es Danko gelingt, mit dem Licht seiner kleinen Fahrradlampe einige Blumen zu versorgen und wieder zum Singen zu bringen, merkt er, dass sich der Krieg zu fürchten beginnt. Die drei Freunde fassen Mut. Nach ihren Anweisungen tun sich die Bewohner der Stadt zusammen und bauen eine riesige Lichtmaschine. „Hunderte Beine traten in die Pedale, Tausende von Rädern drehten sich… und alle… sangen mit den Blumen zusammen die Hymne von Rondo.“ Tatsächlich bringen sie auf diese Weise den Krieg zum Schrumpfen; mit ihm verschwinden die Dunkelheit und die schwarzen Pflanzen. Die Bewohner Rondos haben gesiegt und bauen ihre Stadt wieder auf, nicht alles kann aber so wie früher werden. Die drei Freunde behalten ihre Risse und Wunden, jeder hat seine traurigen Erinnerungen und in der Stadt sind nun überall nur noch rote Mohnblumen zu sehen. Aber so wie vor dem Krieg singen die Blumen jetzt wieder jeden Morgen die Hymne Rondos.

Nicht nur der Text wirkt so ungewöhnlich poetisch, auch die Illustrationen sind einzigartig. Zarte Zeichnungen und bunte Collagen fangen die friedlichen Zeiten ein, das sich ausbreitende Dunkel voller kriegerischer Symbole (Panzer, Brandränder, Rauch, Dornen, Bomben…) zeigt die Zeit der Angst und Not. Immer wieder sind neue Details zu entdecken. Man bangt mit den drei Freunden, hofft auf ihren Erfolg und freut sich, dass die Stadt am Ende ihre Farben wieder hat. Sicher, man sieht auch die Schäden an den Häusern und die Wunden der Freunde, aber überall blüht der Mohn und Danko kann wieder leuchten und lächeln.

Über die Geschichte und die Bilder können Kinder ab etwa sechs Jahren und Erwachsene gut miteinander ins Gespräch kommen und ihre Gedanken und Sorgen teilen. Vielen Grundschulkindern wird es nicht leicht fallen den Text selbstständig zu lesen, einige Wörter sind schwer verständlich (aus Licht gesponnen, Stadthymne, Aufklärungsflüge, Mechaniklehrbuch…). Sie benötigen vielleicht etwas Unterstützung. Das Buch ist aber auch noch für ältere Kinder und Jugendliche sehr empfehlenswert.

Die Originalausgabe dieser märchenhaften, hoffnungsvollen Geschichte gegen den Krieg wurde bereits 2015 geschrieben und in der Ukraine veröffentlicht, ein Jahr nach der Annexion der Halbinsel Krim, aber lange vor den aktuellen kriegerischen Angriffen Russlands. Das Buch wurde bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet. Mit ihrem Sachbuch „Sehen“ waren Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 nominiert.

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Diese Rezension wurde verfasst von Dagmar Haunert; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 20.02.2023