alles so leicht

Autor*in
Haston, Meg
ISBN
978-3-551-31611-0
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2018
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
7,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

In 27 Tagen wird Stevie tot sein, sich zu Tode gehungert haben. Die Zwangseinweisung in eine Therapieeinrichtung macht ihren Plan vorerst zunichte.

Beurteilungstext

Die 17-jährige Stevie will aus ihrem Körper verschwinden, will aus ihrem Leben fliehen. Sie kann nicht mehr. Ihre Mutter hat die Familie verlassen und damit Mann und Kinder dem sozialen Absturz preisgegeben. Stevies erste und einzige Freundin Eden hat Stevie benutzt und verraten. Und, was am schlimmsten ist, Stevie hat ihren geliebten Bruder Josh getötet - so sieht sie es jedenfalls. Eigentlich war er als Fahrer Schuld an dem Autounfall, bei dem auch Stevie mit im Auto saß. Binnen weniger Monate hat Stevie eine Bulimie entwickelt, die sie an den Rand des Todes gebracht hat. Jetzt sitzt sie mitten in der Wüste von New Mexico in einem Therapiecamp für essgestörte junge Mädchen fest. Als Ich-Erzählerin berichtet sie von ihren ersten 23 Tagen dort.
Stevie wurde gegen ihren Willen ins Therapiecamp eingewiesen. Sie ist noch minderjährig. In den ersten Tagen verweigert sie dementsprechend jede Kooperation und Nahrungsaufnahme und ist zu allen dort sehr abweisend. Sehr schnell jedoch finden ihre Therapeutin und ihre Zimmerkollegin einen Draht zu ihr, der dafür sorgt, dass Stevie ihre Situation überdenkt. Sie analysiert, was in den vergangenen Jahren geschehen ist, vor allem ihre verkorkste Beziehung zu Eden. Sie beginnt auch wieder zu essen und nimmt tatsächlich zu. Doch ist das wirklich der Anfang eines neuen Lebens?
Stevie beschreibt ihren Tagesablauf und ihre Gefühle im Therapiecamp sehr detailliert. Dadurch wird ihr Bericht einerseits sehr authentisch. Die Leser können sich tatsächlich in sie und ihre Denkweise hineinversetzen. Andererseits entstehen dadurch auch Längen. Schließlich ist der Alltag in einer kleinen Einrichtung nicht unbedingt gespickt mit Spannungsspitzen. Die Leser können sich allerdings so eine gute Vorstellung davon machen, wie weitreichend vor allem die geistigen und seelischen Folgen von Stevies Erkrankung sind. Es kommen auch verschiedene Therapiemethoden zur Sprache. Sie entsprechen vermutlich den Erfahrungen der Autorin, denn sie deutet an, selbst Betroffenene zu sein. Sie entsprechen allerdings nicht unbedingt dem, was in Europa zur Zeit als Stand der Wissenschaft gilt. Eine weitere gestalterische Besonderheit der Erzählung ist der regelmäßige unvermittelte Wechsel zwischen den Erzählebenen. Die Handlung der Gegenwart und die der Vergangenheit werden ohne weitere Kennzeichnung aneinander gereiht und beide im Präsens erzählt. Das verwirrt weniger routinierte Leser. Auch die Länge der Geschichte ist eher auf erfahrene Leser zugeschnitten.
Die Autorin gibt zwischen den Zeilen deutlich zu verstehen, wie sie bestimmte Verhaltensweisen oder Personen bewertet. Stevies bisexuelle Freundin Eden zum Beispiel, die sowohl zu Stevie als auch zu deren Bruder Josh eine erotische Beziehung pflegt, bekommt den eindeutigen Stempel "Täterin" aufgedrückt. Dieser erhobene Zeigefinger trübt das Leseerlebnis etwas.
Insgesamt ist "alles so leicht" ein sehr interessantes Buch, das die Tragweite einer Essstörung deutlich macht.

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Veröffentlicht am 15.08.2018

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