Alles ganz normal

Autor*in
Marasco, Roberta
ISBN
978-3-551-58444-1
Übersetzer*in
Schimming, Ulrike
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Berührende, gleichzeitig witzige Geschichte über komplizierte Familienverhältnisse, neue Freundschaften, TikTok und den Umgang mit dem Tabuthema Menstruation.

Beurteilungstext

Camillas Leben klingt nicht nach einem Hauptgewinn. Und das, obwohl die 13-jährige mit Vater und kleinem Bruder gerade erst in eine Luxuswohnung in einem Nobelviertel gezogen ist. Liegt es an der Besitzerin, der neuen Freundin des Vaters? Deren snobistischen Tochter? Der neuen Schule, in der sie keinen Anschluss findet? Oder vielleicht an dem Verlust der Mutter, drei Jahre zuvor, seit dem sich das Mädchen einen Panzer zugelegt hat, ihre Unsichtbarkeit so sehr trainiert hat, dass die echte kleine, dünne Person dahinter (fast) verschwunden ist.
Wie viel besser hat es da doch Luna! Gut, ihr Vater dreht in Chile eine Tier-Doku und die Mutter lebt als Comiczeichnerin in ihrer ganz eigenen Welt, aber sie sieht fantastisch aus und ist total selbstbewusst. Überdies besitzt sie nicht nur eine beste Freundin, sondern geht plötzlich als TikTokerin durch die Decke.
Als sich die beiden Mädchen begegnen, ist ihr Verhältnis zunächst geprägt von Abneigung. Dabei erkennen sie nicht, dass die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, gar nicht so unterschiedlich sind: Die eine hat zwar keine Mama mehr, die ihr das Leben erklärt, stattdessen eine Stiefmutter, mit der es keine gemeinsame Basis zu geben scheint, die andere liegt dafür mit ihrer Mutter permanent im Clinch und verheimlich ihr sogar den Erfolg als Influencerin. Der im Übrigen auch das Verhältnis zur Freundin verkompliziert, was sie erst nach und nach erkennt.
Dann passiert die größte anzunehmende Katastrophe: Ein von Camilla nur für ihre alten Freundinnen gedrehtes Video über den Schock, als sie feststellt, zum ersten Mal ihre Periode zu haben, gelangt in der Schule in Umlauf. Ein Alptraum, selbst ohne den Spitznamen „Tampon“! Dann aber ploppt an unerwarteter Stelle Solidarität auf, bisher unausgesprochene Dinge, die sich längst nicht nur auf die weibliche Monatsblutung beschränken, kommen ans Licht, was das Leben für alle verändert.
Der aus der Perspektive von zwei Ich-Erzählerinnen geschriebene Roman der in Spanien lebenden Italienerin Roberta Marasco ist temporeich, unglaublich witzig, ganz dicht an Leben und Sprache der Jugendlichen (kongenial ins Deutsche übersetzt von Ulrike Schimming), ohne auch nur ein einziges Mal aufgesetzt oder bemüht zu wirken. Die zweifache Mutter Marasco zeigt nicht nur in diesem Buch, sondern auch im Blog https://rosapercaso.wordpress.com, wie wichtig es ist, Mädchen in ihrer Identität zu stärken. So ist der Roman am Ende zwar vor allem ein Buch für Mädchen, aber auch hervorragend geeignet, um ein zu Unrecht als Tabu verbanntes Thema aus seiner verstaubten Ecke zu holen und bei pubertierenden Jungen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was wirklich wichtig ist.
Ganz abgesehen davon, dass die Probleme auch der anderen Figuren im gegenseitigen Umgang absolut nicht geschlechterspezifisch sind.
Ein großartiges Buch: Lustig und traurig, an den richtigen Stellen absolut spannend und mit einigen wirklich unvorhersehbaren Wendungen, vor allem aber zu Herzen gehend und wirklich wichtig. Außerdem mit einem Umfang von unter 200 Seiten auch für Wenigleser gut zu bewältigen. Sollte in keiner Bücherei fehlen und ist auch als Klassenlektüre sehr geeignet.
Michaela Pelz

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von MiPe; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 15.06.2021

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