Alles auf Anfang
- Autor*in
- LEHNERER, Barbara
- ISBN
- 978-3-423-78209-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 205
- Verlag
- dtv
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 7,50 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die 17-jährige Zoe fliegt als Gastschülerin zu Freunden ihrer Eltern nach London. Sie fährt mit der frischen Erkenntnis, ein Adoptivkind zu sein. Darob verstört, sucht sie in jugendlichem Chaos sich selbst, findet ihre erste große Liebe und die Energie, sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter zu machen. Das Ergebnis ernüchtert sie und gibt ihr den Freiraum, sich wirklich von ihren Eltern zu lösen und gleichzeitig mit ihnen zu versöhnen.
Beurteilungstext
Fast die erste Buchhälfte über berichtet die Ich-Erzählerin von ihrer Reise, von der Eroberung der Weltstadt London und den neuen Freunden, der neuen Schule, dem neuen Leben; also eine reine Teenie-Geschichte, die mich anfängt zu nerven. Dann aber kommt sie zum Eigentlichen: Kurz vor ihrem Abflug aus München hat sie mit ihren 17 Jahren nur durch Zufall erfahren, dass ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind und nicht nur ihr gegenüber das verheimlichen, sondern einen dichten Kordon des Schweigens darum gebaut, sogar ihren Wohnsitz gewechselt haben. Dieser Kardinalfehler der Adoptiveltern muss einfach eine innere Katastrophe auslösen.
Zoe nutzt also ihren London-Aufenthalt dazu, sich aktiv in ein neues Leben zu stürzen. Ihre Gasteltern sind damit einigermaßen überfordert - aber auch tolerant genug, sich damit auseinander zu setzen. Zoes große erste Liebe, der Rasta-Junge Sean, hilft ihr, sich zurecht zu finden und demonstriert gleichzeitig ein anderes Umgehen mit unbekannten Eltern: seinen Jamaica-Vater kennt er praktisch nur von einem Foto, auf dem der genau so alt ist wie er jetzt. Zoe muss erst lernen, dass Sean keinerlei Hass-Gefühle gegen seine Eltern hegt, ihr geht das anders. Sie entschließt sich, ihre leibliche Mutter auf Korfu zu suchen, findet sie und muss sehen, dass einfach keinerlei Verbindung zwischen ihnen bestehen kann.
Die Autorin warnt mit ihrem Teenie-Buch eindringlich vor dem Selbstbetrug der Adoptiveltern, die Herkunft ihres Kindes zu verheimlichen, bestenfalls lösen sie damit Krisen aus, wie Zoe sie erlebt; eher führt dieses Vermeidungsverhalten zu der unweigerlichen Trennung - ob innerlich oder äußerlich - von Eltern und Kind. Leider verpackt Barbara Lehnert diese Geschichte eines Mädchens, das erwachsen wird, in einer (für mich alten Mann) zu umfangreichen Plätscher-Geschichte der Entdeckung Londons, gleichzeitig aber auch in eine gut lesbare nüchtern-amüsiert beschriebene Liebesgeschichte, die zeigt, wie wichtig es ist, junge Menschen in unserer freiheitlich-liberalen Welt ohne große moralische Dogmen aufwachsen zu lassen. Es ist einfach schön, eine Liebe entdecken und entwickeln zu können. Und es ist angenehm, das ohne Schwulst und Romantik zu lesen.