Alle schlafen (bis auf Bo)

Autor*in
Skomsvold, Kjersti Annesdatter
ISBN
978-3-8369-6211-7
Übersetzer*in
Kronenberger , Ina
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Johnsen, Mari Kanstad
Seitenanzahl
72
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hildesheim
Jahr
2023
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bo schläft auf einem Bein wie ein Papagei oder mit den Zähnen in der Eisscholle wie ein Walross. Ein fantastisches Spiel zwischen Mutter und Sohn, Bild und Text, Wirklichkeit und Realität, bei dem das Einschlafen auf poetische und ästhetische Weise begleitet wird

Beurteilungstext

Es ist Abend und für Bo wird es langsam Zeit ins Bett zu gehen. Doch während die Mutter sich in der Küche gähnend eine Tasse Tee aufgießt, klettert der kleine Junge noch ganz in sein Spiel vertieft auf dem Sofa herum, rangelt mit seinen Kuscheltieren, singt so laut er kann und imitiert seinen Hund. Bos Mutter lacht darüber und erinnert ihn, dass es schon spät ist. Er stellt sich auf ein Bein und ist nun ein Papagei, der im Stehen schläft. Die Mutter steigt in seine fantastische Gedankenwelt ein und im gemeinsamen Dialog werden die abendlichen Rituale wie Abendessen, Baden, Zähneputzen und Ins-Bett-gehen zu einer Reise in die Tierwelt, indem sich Bo in verschiedene Lebewesen einfühlt. Alle Tiere haben andere Schlafgewohnheiten: Der Bär hält Winterruhe in einer Höhle, Seeotter wickeln sich in Seetang und halten sich aneinander fest, das Giraffenkind legt den Kopf auf seinen Po und die Fledermaus hängt sich kopfüber an einen Baum. Diese und andere Verhaltensweisen vermischen sich mit der Lebenswelt des Kindes. Besonders eindrücklich wird dies in den Bildern. Hier wechseln sich Szenen aus der Wohnung der beiden Hauptfiguren, die durch die Perspektiven und den Detailreichtum sehr lebensnah wirken, mit fantastischen Fantasiesequenzen ab, in denen Mutter und Kind zu verschiedenen Tiere gemorpht werden. So ist vor allem die Brille ein Wiedererkennungsmerkmal der Mutter, wenn diese in tierischer Gestalt auftritt. Anfangs noch deutlich voneinander getrennt, verschwimmen bald die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, so dass irgendwann ein Löwe hinter der Toilette sitzt.
Sehr passend für dieses Spiel ist der Illustrationsstil der Norwegerin Mari Kanstad Johnsen, die die Objekte durch schwarze, zügige Umrisslinien zum Leben erweckt und digital flächig in intensiven Farben koloriert. Teilweise werden auch Aquarelle mit nassem Farbauftrag insbesondere bei fantastischen Sequenzen in die Gestaltung aufgenommen. Was besonders an dem großformatigen Bilderbuch beeindruckt, ist die Eindrücklichkeit mit der die Alltagssituationen der kleinen Familie eingefangen werden. Sei es die chaotische Küche beim Abendessen oder das Gewusel des Kindes auf dem Vorsatzpapier. Vor allem die Bewegung, Gestik und Mimik des Kindes erscheinen durch die dynamischen Bilder lebensecht.
Der reduzierte Text von Kjersti Annesdatter Skomsvold lässt Leerstellen für die genaue Bildbetrachtung, wodurch eine enge Wechselbeziehung zwischen den beiden Modalitäten entsteht.
Neben einer impliziten Vermittlung von Sachwissen ist es im Besonderen der einfühlsame Umgang der Mutter, der der Rezeption nachwirkt. So handelt es sich um ein hervorragendes Vorlesebuch, das wiederum zum Dialog zwischen Erwachsenen und Kindern anregt.


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Diese Rezension wurde verfasst von jodu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 08.08.2023