Aisha oder die sonne des lebens

Autor*in
Cesco, Federica de
ISBN
978-3-401-05803-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
311
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Aischa lebt mit den eltern und zwei brüdern in Paris. Die lehrerin setzt durch, dass sie das abitur machen darf. Damit aber beginnt ihr dramatischer kampf um ein selbstbestimmtes leben.

Beurteilungstext

Die junge algerierin lebt in einer völlig abgeschotteten welt innerhalb der familie: der vater, das oberhaupt, ist uneingeschränkter herrscher, die mutter lebt wie in einem schneckenhaus, nur für die küche und die familie, der älteste bruder arbeitet und ist politisch aktiv, bald schon stellt sich heraus, dass er in die richtung der fundamentalisten abdriftet, der zweite bruder ist das sonnige, verwöhnte bürschchen, das gelernt hat,dass man schwierigkeiten ausweichen kann und scheitert letztlich daran, dass ihm nie grenzen gesetzt wurden.
In der oberschule lernt Aischa freundinnen kennen, die ihr eine völlig fremde welt erschließen, so dass sie erkennt, dass sie nur innerhalb der für sie neuen welt ein leben führen kann, für das es sich zu leben lohnt. Der besuch ihrer großmutter aus Algier, einer bemerkenswert realistischen frau, die gleichwohl tief in ihrer heimatwelt verwurzelt ist, hilft Aischa, sich ihre “ketzerischen” wünsche und träume einzugestehen.
Hier ist also von der emanzipation einer jungen frau nachzulesen, der nur noch bleibt, sich von allen bindungen zu lösen, in denen bislang ihr zuhause war.
So spannend de Cesco schreibt, ist das doch wohl eine sehr blauäugige story. Der loslösungsprozess ist in der regel sehr viel langwieriger und mit viel mehr schmerzen versehen, als das hier beschrieben wurde. Völlig fehlt das danach: Eine familie, so eng dem fundamentalismus verbunden, mit so wenig verständnis für das freie leben im westen, lässt die tochter nicht einfach ziehen. Zwar ist das ende des romans offen, aber ein rachefeldzug dürfte realistischer sein, zumal Aischa nicht etwa zu freundinnen oder in eine institution zieht, sondern zu ihrem freund, mit dem auch schläft und so gegen fast alle gebote der ehre der familie verstößt.
Wer nun soll dieses buch lesen? Eigentlich dürfte es nur für mädchen geeignet sein, die in vergleichbaren situationen leben. Ihre “westlichen” pendants nähmen die doch, zumindest an anfang, vorhandenen platitüden zu ernst, den anderen fehlte aber der hinweis auf weitaus ernstere konsequenzen.
Dennoch stellt das buch eine diskussionsgrundlage dar, einen denkanlass, dem vielleicht durchdachtere konsequenzen folgen können.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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