Agatha Christie. Das Leben ist kein Roman

Autor*in
Martinetti, Anne
ISBN
978-3-7704-5528-7
Übersetzer*in
Pröfrock, Ulrich
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Franc, Alexandre
Seitenanzahl
128
Verlag
Egmont
Gattung
BiografieComic
Ort
Köln
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In dieser biografischen Skizze im Comic-Format folgt die eigenwillige Christie-Version eines Privatdetektivs – Hercule Poirot – seiner Schöpferin. Entlang ausgewählter Stationen ihres bewegten Lebens begleitet der Leser die erfolgreichste Krimi-Autorin aller Zeiten durch ihre behütete Kindheit, ihr berüchtigtes zehntägiges Verschwinden 1926, über zwei Weltkriege, bis hin zum Rendevouz mit der Queen.

Beurteilungstext

Die Krimis von Agatha Christie gehören zu den ewigen Bestsellern des Buchmarktes. Wer kennt nicht Miss Marple, den Mord im Orient-Express oder Hercule Poirot? Der belgische Detektiv mit dem gezwirbelten Bart diskutiert in dieser witzigen und unterhaltsamen Comic-Biografie wortgewandt mit seiner Erfinderin und begleitet sie auf ihrem ungewöhnlichen Lebensweg, auf dem bei weitem nicht alles so glamourös ablief wie in ihren Romanen. Aufhänger des non-fiktion Comics ist der von Christie selbst inszenierte Kriminalfall im Jahre 1926: Ihr eigenes Verschwinden. Ende dieses Jahres mietete sich Christie, die gerade ihre Mutter verloren hatte und von ihrem Ehemann betrogen worden war, in einem Kurhotel ein, ließ ihr Auto an einem See stehen und fuhr mit dem Zug zurück nach London. Elf Tage lang war sie nicht auffindbar, die Zeitungen berichteten auf der Titelseite, ganz London kannte kein anderes Thema - später wurde diese Affäre gar verfilmt. Dennoch ist das Motto der 120-seitigen Graphic Novel „Das Leben ist keine Roman“. Ein passenderes hätte kaum gefunden werden können, denn Christies Leben ist alles andere als ein literarisch durchkomponiertes Kunstwerk: In bruchstückhaften Skizzen reihen sich einzelne Episoden aneinander, die kaum in einen organischen Zusammenhang gebracht werden können. So haben sich die Autoren dazu entschlossen ihr Leben zwar chronologisch zu erzählen – sich jedoch auf einzelne Schlüsselerlebnisse zu beschränken, die lose nebeneinander stehen. Auf jeder Doppelseite des Comics – im Stil der klassisch franco-belgischer ligne claire gezeichnet – ist ein solches Ereignis ansprechend aufbereitet. Das alter ego Christies spielt dabei Hercule Poirot, der als advocatus diaboli das Leben seiner Schöpferin kommentiert – manchmal liebevoll und nachsichtig, oft aber auch zynisch und voll boshafter Ironie.
Insgesamt ist dem Autorenkollektiv Martinetti, Lebeau und Franc der Spagat zwischen Leben und Werk, Oberflächlichkeit und überbordender Weitschweifigkeit, sachlicher Information und Unterhaltung sehr gut gelungen: Die Comic liest sich ungemein gut, er ist kurz und knapp gehalten, die Episoden aus Christies Leben sind treffend ausgewählt – und die Verarbeitung von Original-Dokumenten und O-Ton von Zeitzeugen wurde in einem angenehm angemessenen Rahmen gehalten.
Vielleicht ist der Comic nichts für eingefleischte Christie-Fans – da sie hier nichts Neues über ihren Liebling erfahren werden – für Einsteiger dürfte er ideal sein: Denn auf eine liebevoll-warmherzige Art und Weise wird diese literarische Reise ins letzte Jahrhundert ebenso spannend, wie informativ erzählt. Agatha Christie würde sie gefallen.

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Diese Rezension wurde verfasst von OWA; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 12.08.2016