Adventure Girls: 14 rebellische Frauen erobern die Welt

Autor*in
Herbert, Kari
ISBN
978-3-406-76446-2
Übersetzer*in
Sievers, Frank
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Herbert, Kari
Seitenanzahl
144
Verlag
C.H. Beck|
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Autorin stellt 14 Frauen vor, die zwischen dem 17. und 21. Jahrhundert gelebt haben. Sie haben zu ihrer Zeit jeweils Außerordentliches geleistet, sei es als Forscherinnen, Entdeckerinnen oder Künstlerinnen. Allen gemeinsam ist, dass sie weltweit und sogar im Weltall unterwegs waren, Rekorde aufstellten und – in jedem Fall - in bisherige „Domänen“ der Männer einbrachen.

Beurteilungstext

Es ist ein großes Verdienst der Autorin, dass sie gerade diese Frauen für ihr Buch ausgewählt hat, denn sie alle sind, mit Ausnahme von Maria Sibylla Merian vielleicht, recht unbekannt. Mit viel Sympathie hat sie die einzelnen Persönlichkeiten in Text und Bild beschrieben. Dass sie sich in deren Denken gut einfühlen konnte, mag an ihrer eigenen Biografie liegen. Sie ist im Alter von zehn Monaten von ihren Eltern in die Arktis mitgenommen worden, um dort längere Zeit zu leben. Aufbau und Gestaltung der einzelnen Biografien verführen dazu, viel zu schnell zu lesen. Spätestens im zweiten „Durchgang“ sollte man sich Zeit lassen und sich gründlich in die einzelnen Kapitel vertiefen. Für jede der mutigen Frauen sind acht bis zehn Seiten reserviert. Bevor der Text beginnt, hat die Autorin auf einer Seite in originellen Zeichnungen die Zeit und die Lebensumstände der Pionierinnen skizziert: Schnürkorsett, Zeichenfedern, Lupen, Reitsattel, Fotoapparat, Kompass, Parfümflacon, Unterhosen, Astronauten-Anzug, Schneeschuhe… Dies führt schon einmal gekonnt in die jeweilige Lebensgeschichte ein. Danach folgt eine kurze Episode, die im abenteuerlichen Leben der Frau vielleicht typisch gewesen sein mag. So beginnt für Nellie Bly zum Beispiel der Start der Schiffsreise mit übler Seekrankheit, die sie zum Gespött der Seeleute macht. Immerhin ist die Journalistin auf eine Wettfahrt gestartet: Sie will in kürzerer Zeit die Welt umrunden, als die legendäre Romanfigur von Jules Verne, die es in 80 Tagen schaffte. So vorbereitet, kann man sich dann in die tatsächlichen Erlebnisse vertiefen. Blys Reiseberichte machten sie zur ersten Investigativ-Journalistin, denn um die Jahrhundertwende (19./20. Jhd.) gab es diesen Beruf noch nicht. Bly gehört zu den wenigen Frauen, die aus echtem Zorn gegen die Männerwelt und auch ein bisschen aus Abenteuerlust losgezogen ist. Die anderen Frauen dieses Buches haben meist aus wissenschaftlichem Interesse die unsäglichen Strapazen auf sich genommen. Die meisten der wagemutigen Frauen dieses Buches stammen aus Europa und Amerika. Viele kamen aus sehr wohlhabenden Familien und konnten sich kostspielige Expeditionen leisten. Andere bezogen ihre künstlerischen oder wissenschaftlichen Interessen durch Väter oder Ehegatten. Aber einige haben sich allein durch eigenen festen Willen und Ehrgeiz zu ihren außergewöhnlichen Unternehmungen hinreißen lassen. Sie zogen in den Dschungel und in die Arktis, tauchten in Ozeanen, bestiegen die höchsten Berge, flogen von Kontinent zu Kontinent und ließen sich ins Weltall schießen. Aber jede einzelne der Pionierinnen war, ob verheiratet oder nicht, ob mit Kind oder ohne, eine selbstbestimmte, unabhängige Persönlichkeit und brachte es in ihrem jeweiligen Fachbereich zu größtem Ansehen und zu Ehrungen. Die Autorin hat ihr Buch mit einem umfangreichen Register, einem Glossar und einer Weltkarte vervollständigt. Neben ihren eigenen Zeichnungen hat sie zeitgenössische Abbildungen oder Fotos den Biografien beigefügt. Schade ist, dass die einzelnen Lebensläufe sehr kurz gehalten sind, denn eigentlich möchte man sehr viel mehr über die Reisenden erfahren. Ärgerlich ist aber der Buchtitel, denn die Frauen, die hier unterwegs sind, waren keine „girls“ und sie waren auch nicht nur „abenteuerlustig“. Allen ihren Reisen lagen ernsthafte Interessen zugrunde. Einige mögen auch „rebellisch“ gewesen sein. Manche Leserin mag sich in ihren Wunschträumen mit der einen oder anderen Pionierin identifizieren und diese zum Vorbild nehmen wollen. Sie tut gut daran, dies nicht aus „Abenteuerlust“ anzustreben, sondern mit konkreten, gut durchdachten Zielsetzungen und Vorbereitungen.

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Diese Rezension wurde verfasst von gem.
Veröffentlicht am 01.06.2022

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