Addis Berner Bär weiß nicht wo er ist

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• Freundschaft
• Musik

Teaser

Addis Berner Bär kommt in die Stadt. Und da ist es so hektisch und laut, dass er völlig vergisst, warum er dorthin gekommen ist. Also nutzt er die Zeit und sieht sich alles genau an. Denn eigentlich ist es hier nicht nur laut, sondern es gibt auch viel zu sehen. Er hört zu und beginnt, die Stadt zu verstehen. Leider geschieht dann etwas Fürchterliches. Mithilfe seiner neuen Freundin kann er daraus aber wiederum etwas ganz Wundervolles machen.

Beurteilungstext

Die Musik zieht sich als roter Faden durch das Buch. Addis Berner Bär hat seine Trompete. Auch wenn man das Buch aufschlägt und kurz bevor man es wieder schließt, sind ebenfalls überall Trompeten, gerade so als hätte ein Kind einen Stempel gefunden und diesen benutzt.
In der hektischen Großstadt wirkt der behäbige Bär wie ein Ruhepol. Und genau dies scheint er auch zu sein. Da er vergessen hat, was er wollte, hat er zugleich viel Zeit. Er kann sich entgegen der üblichen Hektik alles in Ruhe ansehen, auch die verschiedenen Seiten der Stadt. Und so zieht die Zeit dahin. Der Winter geht in den Frühling über.
Addis Berner Bär ist aber nicht allein. Er findet Gesellschaft, grüßt Kinder und unterhält sich sogar mit Tauben. Dabei sind es gerade die Ausgestoßenen der Gesellschaft, die Obdachlosen, mit denen er sich anfreundet. Wie er haben sie Zeit. Dies ist eigentlich nicht ein Thema, mit dem sich sonst Kinderbücher beschäftigen. Von dieser Seite erhält er auch Hilfe, als er sie nötig hat. Addis Berner Bär wird seine Trompete geraubt. Spannend ist hier, wie der Diebstahl dargestellt wird, denn im Text auf Seite 20 heißt es lediglich "Dann passierte etwas Fürchterliches". In einer großen Sprechblase wird auf vier Bildern der Raub gezeigt. Und gerade diese Kargheit macht das Buch sehr schön.
Die Zeichnungen von Joel Stewart sind unheimlich zart. Die Szenen werden lediglich leicht angedeutet. Im Winter erscheinen die vielen Schneeflocken als weiße Punkte, die auf dem Umschlag sogar richtig glänzen, wenn man diesen etwas ins Licht dreht. Die Sicht bleibt leicht verschwommen und doch sind die sehr sparsam eingesetzten Bilder kräftig genug, um zu zeigen, was wichtig ist. Die Illustration gleicht sich an den knappen Text an. Leicht und beschwingt gezeichnet wie die Musik von Addis Berner Bär ist es einfach wundervoll, die Bilder zu betrachten. Und diese erzählen wirklich mehr als tausend Worte.
Der Titel hingegen hat mich etwas stutzig gemacht. Denn Addis Berner Bär weiß meines Erachtens ganz genau, wo er ist. Die Stadt kann er ja auch kaum übersehen und nimmt sie im Gegenteil richtig wahr. Wo er ist, wird auf jedem Bild und mit jedem Wort deutlich. Vergessen hat er hingegen, woher er gekommen ist und warum er in die Stadt kam.
Erst als Addis Berner Bär kein Musikinstrument mehr hat, erkennt er schließlich den Grund für seine Anwesenheit in der Stadt. Er sollte im Park ein Frühlingskonzert geben. Aber er bekommt Hilfe. Und als er dann spielt, sind die Menschen begeistert. Das ist ein wirklich schöner Schluss. Addis Berner Bär hat nicht nur seine Bestimmung gefunden, sondern auch allen anderen eine Freude gemacht und Freunde gefunden.