Abschied von den Bellwaters

Autor*in
Venuti, Kristin Clark
ISBN
978-3-941087-84-2
Übersetzer*in
Leonhard, Werner
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
216
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2010
Lesealter
8-9 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Tristan Benway ist Butler bei den Bellwaters. Nicht freiwillig, sondern einem 200 Jahre alten Versprechen verpflichtet! Aber in 8 Wochen, 2 Stunden und 27 Minuten ist er von dem Versprechen entbunden. Dann können der jähzornige Prof. Bellwater, Sohn Spider mit dem Albino-Alligator, Tochter Ninda mit ihrem Sozialfimmel und die Chaos-Drillinge sehen, wo sie bleiben! Doch je näher die Stunde des Abschieds rückt, desto unsicherer wird Tristan: Ist ein Leben ohne die Bellwaters wirklich lebenswert?

Beurteilungstext

Eine reichlich schrille Familie sind diese Bellwaters, und alle Katastrophen muss der arme Butler ausbaden. Rücksichtslos, ja herzlos sind die einzelnen Familienmitglieder ihm gegenüber. Nicht unbedingt aus Grausamkeit - obwohl es ein bisschen so anmutet - sondern aus völliger Egozentrik: Spiders Albino-Alligator ist bissig und richtet viel Schaden an, Ninda beherbergt heimlich eine heimatlose Artistenfamilie, die sich unmöglich benimmt, und die drei Zwillinge sind nur glücklich, wenn es knallt, schießt, explodiert, kaputt geht oder Menschen in Gruben stürzen. Eher skurrile als lustige Episoden lassen den Leser etwas schief lächelnd zurück. Zum Glück ist das Ende versöhnlich: Die Bellwaters erkennen, was sie an ihrem Butler haben. Im Gegenzug kann der sich plötzlich nicht mehr vorstellen, woanders zu leben. Und so kann man für die Zukunft die berechtigte Hoffnung haben, dass Tristan weniger Arbeit und mehr Herzenswärme von den Bellwaters bekommt.
Das Buch ist zweigeteilt: Ein Teil besteht aus Tristans Tagebucheinträgen, in denen er sein Klagelied auf den "elenden Lehnseid" singt, den sein Vorfahr ihm eingebrockt hat, und in denen er dem Abschied von den Bellwaters entgegenfiebert. Der Stil ist hochgestochen und voller Selbstmitleid. Gleich im ersten Eintrag kündigt er an, die Erlebnisse dieses letzten Sommers bei den Bellwaters aufzuschreiben, und zwar in der dritten Person. Warum? "Mein Los ist auf diese Weise leichter zu tragen, weil ich mir einreden kann, dass diese Dinge einem anderen als mir zugestoßen sind." Optisch setzen sich die Tagebucheinträge vom Rest des Buches durch eine andere Schrift ab (Comic Jens).
Der andere Teil des Buches handelt, weit weniger elaboriert und deshalb für Kinder lesbarer, von besagten Sommererlebnissen, nicht monologisierend, sondern lebhaft und mit vielen Dialogen geschrieben.
Das Buch ist amüsant, lässt einen aber auch ein bisschen ratlos zurück: Wer soll eigentlich angesprochen werden? Verstehen Kinder zum Beispiel die Sorge der 13-jährigen Ninda, dass die Einwanderungsbehörde ihre Artisten ausweisen könnte? Was hat es mit Mrs. Bellwater auf sich, die ihr Leben damit verbringt, den Leuchtturm innen und außen immer und immer wieder anzustreichen? In insgesamt 20 Kapiteln, die jeweils eine Überschrift haben, hat die Autorin Kunstfiguren erschaffen und versucht, ihnen mit leicht zynischem Humor Leben einzuhauchen. Das ist nicht völlig geglückt.

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Diese Rezension wurde verfasst von krä.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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