Aaah, diese Menschen

Autor*in
Poferl, Miro
ISBN
978-3-7074-5288-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Poferl, Miro
Seitenanzahl
26
Verlag
G&G Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Wien
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
VorlesenKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„Und wie sie sich mit ihren Ideen fast alles versaut hätten …Aber nur fast!“, ist der Untertitel. Die Vogeleltern sprechen mit ihrem Kind über die Veränderungen der menschengemachten Umwelt. Sie kennen sich in der Geschichte aus. Sie haben erfahren, dass die oft guten Ideen und Erfindungen der Menschen zumeist auf Kosten der Umwelt durchgesetzt wurden. Sie halten nichts vom Kontakt des Kindes zu einem kleinen Jungen. Den Menschen trauen sie keine guten Entwicklungen mehr zu.

Beurteilungstext

Beim Betrachten sehen wir in Collagen zusammengefügte Szenen einer städtischen Umwelt. Dabei verwendet Poferl eigene Zeichnungen, farbige Flächen, Umrisse und Muster, mit denen er zum Beispiel ein Industriegebiet, Wohnblocks oder den Stadtpark zusammenfügt.
Erzählt wird aus Sicht einer Vogelfamilie, die sich über die veränderte Umwelt empört. Der kleine Vogel spricht mit den Eltern, hat aber ganz andere Erfahrungen mit einem Jungen gemacht, der in der Nähe des großen Kamins wohnt, auf dem sie ihr Nest eingerichtet haben. Die Mutter will die ganz schlimmen Auswirkungen menschlicher Eingriffe dem Kind gerne noch verschweigen.
Das erste Blatt macht deutlich, dass die Umwelt für Vögel und andere Tiere nicht mehr bewohnbar ist. Die geometrischen Formen der Wohn- und Industrieblocks, Fahrzeuge und Kräne unterstützen den Eindruck ebenso wie die gewählten Farben. Es ist viel Dunkel zu sehen. Abgase steigen schwarz in den Himmel, schmucklose Fronten lassen kein Leben erkennen. Ein paar Flächen sind in gedecktem Orange eingefügt, der Farbe auch der Vögel. Der kleine Junge, der mit dem Vogelkind hier zuerst zu sehen ist, hat gerade mal ein Stöckchen, mit dem er sich draußen vor dem Haus beschäftigt.
Die Vögel verfügen über viel Wissen aus der Entwicklungsgeschichte der Welt und erzählen dem Vogelkind davon. Immer wieder haben die Menschen Neues erfunden. Das war zuerst oft genial und spannend. Zugegeben, die Menschen hatten immer wieder neue und manchmal auch sehr gute Ideen. Doch dann benötigten sie viel Material für weitere Entwicklungen. Bäume wurden gefällt und immer mehr Fahrzeuge erfunden, die Rauch ausstoßen. Sie haben zwar das Fliegen gelernt aber den Wald zurückgedrängt. „Welchen Wald?“, fragt suchen das Kind, als es über die Stadt fliegt und gar nicht weiß, wovon der Vater spricht. Doch der regt sich immer weiter auf, obwohl die Mutter ihn wieder bremsen möchte: „Er ist doch noch ein Kind.“. Der kleine Vogel wird sehr, sehr traurig, als der Vater es ausspricht: „ Die schaffen’ s glatt noch, sich selbst auszurotten.“
Der kleine Vogel denkt nach, obwohl ihm der Kopf davon weh tut. Wenn sein Freund Mika ein Mensch ist, dann werden ihm doch auch neue Ideen einfallen können.
Er fliegt zu ihm, als der gerade auf dem Dach seine Pflanzen in den Blumentöpfen versorgt. Sie freuen sich über ihr Treffen. Der kleine Vogel freut sich noch mehr, als ihm auffällt, dass Mika ja gerade dabei ist, neue Ideen umzusetzen. Auch auf und vor anderen Häusern tut sich etwas Neues. Es sieht Menschen in den Fenstern und auf Rädern durch die Stadt fahren. Sie haben Wimpel dabei und scheinen zu größeren Gruppen zu gehören. Eine Gruppe demonstriert u.a. mit einem orangenen Plakat vor der grauen Fabrik. Der Vogel überlegt: “Ich glaube, die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.“
Als die Eltern die Veränderungen auch sehen, glaubt sogar der pessimistische Vater: „Da tut sich was…Die kriegen ja glatt noch die Kurve!“ Die Mutter will Mika kennen lernen, was den kleinen Vogel darin bestärkt, dass er mit seiner Einschätzung Mikas richtig lag.
Im vorderen Einband sind – wie in eine Stadtmauer eingefügt – farbige oder strukturierte Flächen, die dem kleinen Vogel offenkundig gefallen. Noch sind sie leer. Im hinteren Einband nun werden andere Kinder aufgefordert, zu überlegen, welche guten Ideen sie umsetzen könnten.
Jetzt stehen anregende und wichtige Fragen über und in den Flächen, die sich schon etwas verändert haben. Es ist nur noch wenig schwarz zu erkennen. Es geht u.a. um Fragen nach Konsum, Werbung, Verzicht und Unterstützung der Umwelt. Die Impulse sind kindgerecht formuliert. Sie sprechen die Befragten direkt an:. „Was würde mir gar nicht fehlen, wenn ich es nicht besitzen würde?“, „Was würde Pflanzen Spaß machen?“ „Ist Einkaufen-Gehen eigentlich ein Hobby?“ „Was würde DIR Spaß machen?“
Autor und Zeichner Miro Poferl findet den richtigen Ton. Musste früher für unsere Umwelt und des Überleben auf dem Planeten noch sensibilisiert werden, machen die Informationen den Kindern zunehmend Angst. Vor Informationen können sie nicht geschützt werden. Den richtigen Zeitpunkt zu finden, um mit ihnen zu sprechen, ist sicher schwierig, herauszufinden. Was sie und wie sie die Fakten empfinden ist schwer zu erkennen.
Der Blick aus der Vogelperspektive - von oben auf die Stadt - macht die Schäden sichtbar, ermöglicht aber auch Distanz und etwas mehr Übersicht. Da verändert sich etwas, das Hoffnung macht.
Den Blick von oben auf die Erde benötigen die Kinder. Sie ist von oben als Ganzes zu erfassen und wirkt klein. Die Hoffnung muss gestärkt werden, dass da noch etwas zu regulieren ist, wenn die Fragen gestellt werden, die Antworten zur Veränderung provozieren können. Einige davon gibt Poferl bereits vor. Die betroffenen Anderen müssen mitgedacht werden, sonst kann es nicht gelingen. Kinder benötigen inzwischen Trost. Den spendet das Buch durch seine Blickweise.

Es ist ein Bilderbuch, das durch die abstrahierenden Gestaltungsmittel u.U. auch ältere Kinder anregen kann.
Das Buch leitet an, die eigene Umwelt und eigene Gewohnheiten genauer anzuschauen, die Perspektive zu wechseln, eigene und fremde Interessen mitzudenken und Lösungen zu reflektieren. Die je eigene Wohn- und Umwelt lässt sich zudem durch Collage-Techniken gut ‚zusammenbasteln‘. Dies fordert zur genaueren Beobachtung heraus und wäre eine erste Bestandsaufnahme, von der aus sich Fragen und Antworten ergeben könnten. In höheren Klassen könnten z.B. Recherchen zur Stadtentwicklung, zu nachhaltigem Materialeinsatz, zur Umwidmung von Gebäuden oder Re-Naturierung gemacht werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von stoni; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 06.05.2023

Weitere Rezensionen zu Büchern von Poferl, Miro

Poferl, Miro

Radieschen, Maus und Kuschelgurke. Geschichten aus der Gärtnerei

Weiterlesen
Maas, Annette; Poferl, Miro

Mein weitgereister Erdbeer-Joghurt, Wie unsere Ernährung die Umwelt beeinflusst

Weiterlesen
Poferl, Miro

Zum Donnerwetter noch mal!

Weiterlesen