1933 - Feuer

Autor*in
Flacke, Ursula
ISBN
978-3-89502-410-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Horlemann
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Bad Honnef
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
13,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erschreckend schnell und massiv verändern sich das Leben von Elisa und ihrer Familie, das Leben sehr vieler Familien in ihrem Umfeld, das Klima in der Schule, auf den Straßen und das soziale Miteinander. "Vater war doch kein Kommunist. Und auch kein Sozialdemokrat. Er hatte nur eine eigene Meinung", denkt Elisa, die anders als viele andere nicht wegschaut, sich Gedanken macht, Fragen stellt und spüren muss, wie hilflos sie oft ist. - Ursula Flacke gelingt es, eine Zeitatmosphäre entstehen zu lassen, in der man sich mit der sympathischen Protagonistin als Zeitzeugin schnell identifiziert, sich um sie sorgt, mit ihr hofft und leidet. Unwillkürlich stellt man sich die Frage: Wie hätte ich mich verhalten?

Beurteilungstext

Elisa wächst in einer weltoffenen Familie auf, die Bücher ebenso liebt wie kulturelle Veranstaltungen. Ihr kleiner Bruder nervt sie, dem Sohn des Hausmeisters geht sie aus dem Weg, in der Schule hat sie sich in einen Klassenkameraden verliebt und sie verbringt viel Zeit mit ihrer besten Freundin Judith. Schnell aber werden all die Gefahren deutlich, die dieses so ganz normale Leben zerstören.

Die Nazis werden immer lauter und präsenter, mehr und mehr greifen sie auch in das Leben von Elisas Familie ein. Die Familie trifft auch der Kohlendiebstahl, denn obwohl beide Elternteile berufstätig sind, ist die finanzielle Situation der Familie kritisch. Durch wenige Zeilen entwickelt sich ein Bild vom Leben 1933 und es werden mögliche Konflikte erkennbar.

Ursula Flacke zeigt in ihrem gut recherchierten Roman, dass sich niemand entziehen kann, wenn es gravierende politische Umbrüche gibt. Die stillen Beobachter werden wie von einer Welle überrollt. "In der Zeit, in der es auffallend mehr rechtsextremistische und antisemitische Vorfälle gibt, in der Unwissen über das 3. Reich zu unerträglichen Vergleichen führt, in der mit unbegreiflicher Ahnungslosigkeit Corona-Maßnahmen mit KZ-Methoden gleichgesetzt werden, fasste ich den Entschluss, einen Jugendroman über das Jahr 1933 zu schreiben, in dem die Nationalsozialisten die Macht übernahmen" schreibt die Autorin in ihrer Danksagung.

Elisas Geschichte macht deutlich, dass die Anfänge einer Diktatur nicht nur wahrgenommen werden müssen. Nur in den Anfängen ist die Welle noch zu stoppen. Wie schnell Indoktrination wirkt, wird an dem kleinen Karl deutlich. Wie blind Menschen Unsinniges nachplappern, obwohl das, was sie sehen und wissen, nicht dazu passt, wird auch deutlich. Was „Gleichschaltung“ bedeutet, müssen viele Menschen aus dem Umfeld von Elisa und sie selbst erfahren.

Das Buch ist unglaublich vielschichtig; es zeigt an den gewählten Figuren viele Facetten des Nationalsozialismus' und baut Fakten wie den Reichstagsbrand, Zitate z.B. aus den Reden Hitlers oder Zeilen populärer Musik der damalige Zeit geschickt ein. Dabei ist es spannend, informativ und auch gut für Leser*innen ohne Vorwissen verständlich. Leser*innen mit Vorwissen finden Andeutungen und ahnen auch Ungesagtes wie das Schicksal Judiths.
Ein Glossar gibt all denen Auskunft, die noch weitere Informationen haben möchten.

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Diese Rezension wurde verfasst von Fee; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 19.12.2022