1933 - Feuer

Autor*in
Flacke, Ursula
ISBN
978-3-89502-410-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Horlemann
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Bad Honnef
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
13,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Roman 1933- Feuer spielt in Frankfurt und erzählt die Geschichte von Elisa und ihren Freundinnen in den Anfängen der Naziherrschaft. Unter den Jugendlichen brodelt es. Bruno, ein Klassenkamerad, ist bei den Rotfrontkämpfern und die werden fast täglich von Hitlerjungen verfolgt. In der Klasse werden die Juden immer mehr unterdrückt. Für ihre Freundin Judith wird die Situation immer schlimmer. Auch Elisas Elter werden als Sozialdemokraten zunehmend verfolgt. So entwickelt die Autorin eine genaue Beschreibung des Alltags, in dem die Nationalsozialisten immer mehr zur persönlichen Bedrohung werden. Viele gefahrvolle Ereignisse und Verrat greifen um sich.

Beurteilungstext

Elisa ist ein mutiges Mädchen und sie will hinter die Kulissen schauen und alles ergründen. Sie mischt sich ein, wird aber auch deshalb von dem gleichaltrigen Sohn des Blockwarts, Friedrich, erpresst. Der und seine Freunde haben sich der Hitlerjugend angeschlossen und sie wollen herausfinden, wo die Widerstandszentrale der Rotfrontkämpfer im Viertel ist. Ihr Klassenkamerad Bruno gehört zum aktiven Widerstand und hilft Elisa öfter. Er ist ständig unterwegs und klebt illegal Plakate.
Elisas beste Freundin ist Judith, Tochter eines jüdischen Arztes, die in der Klasse immer mehr isoliert und beschimpft wird, vor allem der neue Klassenlehrer – ein strammer Nazi – macht ihr das Leben zur Hölle.
Geschickt baut die Autorin die bekannten historischen Ereignisse der Naziherrschaft in Deutschland in ihren Roman ein: Verhaftung der Kommunisten, der Reichtstagsbrand, die öffentliche Bücherverbrennung am Römer, Verfolgung der Sozialdemokraten und die Drangsalierung der jüdischen Mitbürger, die vor Ort gedemütigt, geschlagen und deren Geschäfte geschlossen werden. Langsam beginnt Elisa zu begreifen, obwohl die Eltern die schlimmen Ereignisse von ihr fernhalten wollen.
Es entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte von Elisa zu einem Jungen, Hannes, doch Bruno warnt sie, dass sie sich nicht so sicher sein soll, ob Hannes wirklich zu ihr hält.
Die Stärke des Buches liegt auch darin, dass einige Charaktere, wie auch der immer mürrische Blockwart, scheinbar eindeutig den Nazis zuzuordnen ist, was sich später als Fehleinschätzung erweist. Ursula Flacke beschreibt die Menschen, wie sie sind, unsicher, widersprüchlich, ihre Fassade aufrecht zu halten und doch manchmal anders zu sein.
Die Milieubeschreibungen sind sehr glaubhaft und die Ortsbeschreibungen in der Frankfurter Altstadt lassen die LeserInnen die Handlungen sehr gut nachvollziehen. Die Atmosphäre ist geprägt von Hass auf die Juden und Gleichgültigkeit, von Ängsten der Verfolgten und von Verschleierung und Schutz, um zu überleben.
Der Schluss der Geschichte ist mir etwas kurz geraten und lässt den Leser etwas ratlos zurück, das Ende bleibt offen und man kann nur spekulieren, was mit den Akteuren weiter passieren wird. Mir persönlich fehlt ein Nachwort, um Genaueres über die echten Personen zu erfahren, die vielleicht als Vorlage für die Romanfiguren dienten.
Ein ausführliches Glossar beschreibt die historischen Ereignisse der Jahre 1933 -1935 ziemlich genau. Somit wird dieses dunkle Kapitel der Naziherrschaft, speziell in Frankfurt, eindringlich geschildert – unverzichtbar in gerade in der heutigen Zeit

Anmerkung

Nationalsozialismus und Rechtsextremismus heute

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Diese Rezension wurde verfasst von PM; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 12.12.2022