Zwischen Winter und Himmel

Autor*in
Bengtsson, Elin
ISBN
978-3-8415-0314-5
Übersetzer*in
Frey, Katrin
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Beurteilungstext

Elin Bengtsson nimmt die Leser mit in die Familie Holme. In vielen kurzen Kapiteln begleitet man die Protagonisten Martin (17) und Andreas (15) in der Jetztzeit, die sie getrennt, gemeinsam, mit anderen (eher) Randfiguren wie Mama, Papa, Sara, Schulkameraden Zuhause, in der Schule, im Park oder im Krankenhaus verbringen, aber auch durch eine mit schönen Erinnerungen geprägte Zeit vor der Erkrankung ( Zeitreise am Frühstückstisch ""Weißt du noch?""), viele, z. T. winzig kleine Puzzlestücke, die erst im letzten Buchdrittel inhaltlich ein Ganzes ergeben. In kurzen, aneinander gereihten Sätzen erreicht die Sprachlosigkeit, die Kühle und Distanziertheit die Leser, das ""Grau"", das Andreas lähmt und ihn an großen letzten Taten hindert, das ""Grau"", vor dessen Ansteckung Martin sich so fürchtet, vor dem er versucht zu fliehen, dem er ""sein"" extremes Schwarz (Haare, Kleidung, Zimmerwand, ""Himmel"") und seinen vernichtenden Blick entgegensetzt. Martins Reaktion ist der Rückzug in die Musik, er komponiert und spielt Lieder über seinen Bruder, denn er kann weder mit ihm noch über ihn sprechen, Gitarrenakkorde sollen wie Metallschmetterlinge Andreas über Fenster und Schlüssellöcher erreichen, da Martin es nicht anders schafft.

Gut tut in dieser ganzen Gefühlsleere die Wendung im letzten Buchdrittel: Andreas, der vermeintlich Schwächere, geht auf Martin zu, geht unaufgefordert in Martins Zimmer, um ""ein bisschen zu reden"" (S. 105), er schafft das, was Martin nicht geschafft hat. Das Eis ist gebrochen, es hat Risse, nicht nur jahreszeitlich bedingt. Die Brüder unternehmen einen unerlaubten Ausflug ans Meer, überwinden ihre Sprachlosigkeit, Andreas arbeitet seine To-Do-Liste teilweise ab, er hat keine Angst mehr. Am liebsten würde er auf dem Rückweg sterben, aber das tut er erst später, im Krankenhaus, auch nicht ängstlich, nachdem Martin Gitarre gespielt hat.

Eine zentrale Bedeutung hat die betreuende Ärztin Mari. Sie stützt die Eltern, ist die einzige, mit der Martin über Andreas und sein Verhältnis zu ihm sprechen kann. Sie erkennt am Ende, dass Andreas nun der andere, starke Andreas sein muss, ""damit er keine Angst zu haben braucht, damit er nicht alleine sterben muss"" (S. 93). Mari bringt Martin nach Andreas' Tod zu einem neuen Anfang, auf den Weg nach Stockholm.

In ihrem einfachen, geradlinigen und eher wenig emotionsvollen Stil spricht die Autorin große Fragen zu den Themen Leben, Krankheit, Tod an, mit denen sich jeder so auf seine eigene Art und Weise auseinandersetzen kann.
Gut gelungen ist auch das Cover mit Gitarre, Schmetterlingen, Schneeflocken und Rissen im Eis.

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Diese Rezension wurde verfasst von hw.
Veröffentlicht am 01.06.2022

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