Zwischen Bagdad und nirgendwo

Autor*in
Blobel, Brigitte
ISBN
978-3-570-12955-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
313
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Said verliert innerhalb kurzer Zeit beide Eltern im Krieg im Irak. Damit bricht sein ganzes Leben zusammen. Schließlich schickt ihn sein Vater nach Berlin zu seinem Onkel, dem Bruder seines Vaters. Dort muss Said sich in einem ganz neuen Umfeld mit völlig fremden Menschen zurecht finden.

Beurteilungstext

Brigitte Blobel tischt dem Leser hier harte Kost auf. Gleich zu Anfang lässt sie die Mutter des 15-jährigen Said bei einer Explosion ums Leben kommen. Said hat keine Zeit, in seinen Alltag zurückzufinden, er liegt noch im Krankenhaus, als sein Vater von Heckenschützen erschossen wird. Sein Großvater ist der Einzige, der ihm bleibt. Doch der fühlt sich zu alt für seinen jungen Enkel und beschließt, dass Said ins ferne Deutschland zum Bruder seines Vaters reisen soll, um dort in Sicherheit zu leben. Said hat keine Wahl.
Said lernt hier eine völlig neue Kultur kennen und hat erwartungsgemäß Schwierigkeiten damit.
Blobel packt viel in dieses Buch. Said erfährt keinerlei psychologische oder persönliche Hilfe nach dem Tod seiner Eltern. Er akzeptiert , dass er nach Deutschland soll ohne nennenswerte Gegenwehr. Der kinderlose Onkel und die Tante agieren nach dem prinzip “das wid schon wieder”. Es spielt im Verlauf der Geschichte keine Rolle, dass er kein Wort Deutsch spricht- im Gegenteil - er mausert sich schnell zu einem der besten Schüler der Klasse. Das ist unrealistisch. Seine wichtigste Bezugsperson ist Lena - ein Mädchen! Unverschleiert, offen im Umgang mit ihm bringt sie ihn in Gewissensnöte, die er brieflich mit seinem Großvater zu klären versucht. Auf diesen Brief erhält er keine Antwort, obwohl er den Großvater dringend bittet, ihm zu raten. Er sucht Hilfe in der Moschee, er überredet seinen Onkel, der areligiös ist, mit ihm dort hinzugehen. Doch auch dies bleibt an der Oberfläche und hilft ihm nicht weiter. Der Onkel hält ihn am Ende gar davon ab, in die Moschee zu gehen.
Sein Verhältnis zu Lenableibt bis zum Schluss irgendwie angespannt und merkwürdig. Als Lena andere Freundinnen findet, wird das Verhältnis zu Said noch schwieriger. Lena und Said, die vorher viel zusammen waren, gelernt haben und den Schulweg und die Pausen geteilt haben, finden nach einer wüsten Party, bei der Lena völlig abstürzt keinen Weg mehr zueinander. Andere Freunde findet Said nicht und stürzt sich deshalb in die Schularbeiten.

Insgesamt enthält dieses Buch zuviel an persönlichen Erlebnissen. Sprachkurs und psychologische Unterstützung bleiben ganz außen vor, rechtliche Schwierigkeiten mit Asyl oder Aufenthaltsbestimmungen bleiben unerwähnt. Die Idee für dieses Buch ist grundsätzlich gut, doch weniger wäre mehr.

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Diese Rezension wurde verfasst von CJM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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