Zwergenland ist zwar nicht groß...

Autor*in
Leubner, Ulrike
ISBN
978-3-935842-15-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
64
Verlag
Edition Claus
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Chemnitz
Jahr
2005
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Zwergenland ist zwar nicht groß, aber kunterbunt. Da gibt es Pupshausen, Farbental, Beerenwalde, Trampelwitz, Hüpfhausen und noch viele andere Orte. Da gibt es Geschichten, warum die Stinkhausener stinken, wie Wursthausen zu Gemüse kam oder wie die Dachwitzer die große Trockenheit besiegten.

Beurteilungstext

Ulrike Leubner kommt aus der Praxis. Jahrelang arbeitete sie als Erzieherin im Kindergarten, nun ist sie als Fachberaterin für KiTAs tätig. Nebenbei schreibt sie an Vorlese- und Praxisbüchern, denen man ihre breite Berufserfahrung und ihre Liebe zum Kind anmerkt. Schon 2005 und in den folgenden drei Jahren brachte sie eine Geschichtensammlung in ihrer Vorlesebuchreihe "Zwergenland ist zwar nicht groß..." heraus, die aktuell drei Bände umfasst, wobei ich hier alle zusammen in einer Sammelrezension vorstelle.
Für das Kinderbuch "Zwergenland ist zwar nicht groß..." entwickelte Ulrike Leubner das Konzept eines Vorlesebuches, was von begleitenden Illustrationen absieht. Allein das Cover ist bunt. Ansonsten findet man lediglich die zwei, drei Seiten umfassenden Geschichten vor. Kinder haben so viel Fantasie, dass die Bilder bunt im Kopf entstehen. Sie sollen sich auf das Zuhören und die eigene Fantasie konzentrieren, nicht durch vorgegebene Bilder ablenken lassen. Deswegen können die Kinder die Bücher sich nicht selber durch Anschauen erschließen, sondern hören die Geschichten durchs Vorlesen. Um die 21 Geschichten findet man pro Band vor. Die Kinder besuchen in den Geschichten das Zwergenland, in dem es viele unterschiedliche Dörfer mit ganz bestimmten Eigenschaften gibt. Der Name verrät's. In Kochhausen kochen die Zwerge gerne, in Wursthausen essen sie nur Wurst, in Pupshausen müssen die Zwerge dauern pupsen. In Dachwitz erreicht aufgrund der vielen, großen Dächer kein Licht die Straße, und es herrscht große Trockenheit vor. Aus dem Namen des Dorfes entsteht die einzelne Geschichte. Diese sind aus Begebenheiten, typischen Situationen aus dem Kindergartenalltag inspiriert. Warum sollte man sich waschen? Wie löst man einen Streit? Warum sollte man nicht nur Wurst essen? Wie teilt man? Warum ist helfen so sinnvoll? All diese pädagogischen Fragen, ja auch Kinderfragen macht Leubner durch ihre Geschichten den Kindern begreiflich. Sie erkennen mit den Zwergen die Gründe und die Lösungen. Dieser Ansatz macht die drei Bücher so besonders. Man merkt die praktische Erfahrung der Autorin sofort an, ihren Blick auf Lösungen, die von Kindern begriffen werden, nachvollziehbar sind.
Die Zwerge sind die perfekte Identifikationsfigur für die Kinder. Sie sind ebenso klein wie sie und doch können sie eine ganze Menge. Sie sind kräftig, sie sind aufmerksam, klug, fröhlich, mutig - so wie die Kindergartenkinder. Nicht umsonst heißt so manche Einrichtung Zwergenland!
Leubner versucht, die Geschichten mit viel Zugewandheit zum Kind zu erzählen. Da es kurze Geschichten sind, bestens für den Einstieg im Morgenkreis oder als Lesestunde vor dem Mittagsschlaf geeignet, geht sie schnell zum Kernproblem vor. Immer finden die Zwerge von sich aus die Lösung - mal alleine, mal durch genaue Beobachtung, mal gemeinsam. Ganz so, wie es bei den Kindern ist.
Was man leider jedoch schnell merkt, ist, dass Leubner auf semiprofessioneller Ebene die Geschichten erfindet. Da tauchen urplötzlich ohne Einführung wichtige Figuren auf. Es gibt inkonsistente Plotstränge, hier und da sind Übergänge brüchig. Dieser Mangel werden jüngere Kindergartenkinder nicht bewusst wahrnehmen, doch für Erwachsene sind sie beim Vorlesen störend. Man merkt, dass es eine Übungs- und Erfahrungsfrage ist. Denn bis zum dritten Band steigert sich Leubner, die Geschichten werden etwas runder, flüssiger. Ein Lektorat wäre letztlich für alle drei Bände ganz hilfreich gewesen.
Im zweiten und dritten Band sind Bilder von Kindern bzw. Erwachsenen hinzugefügt, die nicht der Illustration dienen, sondern der Interaktion der Autorin mit ihren Lesern belegen. Der Verlag hat jeweils vor der Erscheinung zum Einsenden aufgerufen.
Im dritten Band wird es internationaler. Ulrike Leubner erzählt von Zwergen aus anderen Ländern oder gibt in kleinen, nachstehenden Boxen ohne direktem Zusammenhang zur Geschichte Informationen über Zwerge oder ähnliche Geschöpfe in anderen Ländern wie Schweden, Peru, China usw. Es ist gut, dass Leubner innerhalb der Reihe in den einzelnen Bänden so abwechslungsreiche Schwerpunkte setzt.
Das Vorlesebuch "Zwergenland ist zwar nicht groß..." von Ulrike Leubner ist absolut als Geschichtensammlung und zugleich als pädagogisches Hilfsmittel vor allem in Kindergärten, Krippen oder bei Tagesmüttern/-vätern geeignet. Die Geschichten hat Leubner aus dem Alltag der Kinder, aus ihren Konfliktsituation herausgeschöpft. Mit den liebevollen Geschichten können Fragen, Regeln, Situationen für die Kinder bestens begreiflich gemacht werden. Meist sind sie recht unterhaltsam, hin und wieder auch mal spannungsreich. Frei von Illustrationen dienen die Bücher der Fantasieanregung bei den Kindern. Sie können als Einstiege für Projekte gut genutzt werden. Allein im literarischen Handwerk braucht die Autorin noch ein wenig Übung. Ansonsten kann man die Bände für Erzieher gut empfehlen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BW; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 24.12.2018

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