Zweiherz

Autor*in
Babendererde, Antje
ISBN
978-3-570-13165-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
316
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Eine spannende und über das Leben der Indianer in den USA heute erzählende Liebes- und Kriminalgeschichte über die nicht endende Liebe zweier junger Menschen und die skrupelloser Kunstdiebe, die sich die Schwächen Einzelner zunutze machen. Gleichzeitig die Geschichte eines als kleiner Junge missbrauchten Indianers, der sich aus Scham und vermeindlichen Schuldgefühl in sich selbst zurück zieht und nur durch die Beharrlichkeit seiner Freundin gerettet wird.

Beurteilungstext

Dieser im modernen Nordamerika spielende Indianerroman hat eigentlich drei unterschiedliche Inhalte:
1. zeigt er die enge Verbundenheit der Natives, hier der Navajos, mit ihrer Vergangenheit. Das Buch lässt sich auch als eine Einführung in die Mythologie der Navajo lesen, allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dafür aber bringt die Autorin dem Leser Denkweise, Ängste und Traditionen so nahe, dass man fast entnehmen könnte, Indianer in ihrer Lebensweise verstehen zu können.
Dass das natürlich nicht ganz so sein kann, zeigt die Auseinandersetzung mit den Weißen, die in keiner Reservation mehr fehlen, die mit den Indianern zusammen leben, auch wenn sie sich immer irgendwie fremd fühlen mögen. Den großen Störfaktor aber bilden zum Einen die Fremden, die für traditionalistische Indianer völlig unverständliche Absichten hegen. Hier geht es um Diebstahl von indianischem Kulturgut. Begriffe wie Ehre, Verschweigen und Loyalität komplizieren das Miteinander eher als dass sie hilfreich sein könnten. Mythologie wird oft auch einfach als Möglichkeit gesehen, Verständnis für Dinge und Zusammenhänge zu haben, die sonst nicht erklärbar wären.
2. handelt es sich um einen Krimi. Genaue Charakterstudien komplizieren die Zusammenhänge, lassen sie und ihre Erklärungsmuster aber deutlich und glaubhaft werden. Soziale Fragen werden Thema ebenso wie persönliche und allgemeine. In der gesamten Geschichte wird von sechs Todesfällen im Reservat berichtet, die allesamt auf die unterschiedlichste Art auf die Problematik der Indianer in der heutigen Welt hin deuten. Kein Zeigefinger wird dabei sichtbar, es geht ganz nüchtern um Zustände, die nicht beklagt werden, aber in die Handlung eingebettet sind. Die Demütigung eines Jungen durch einen pädophilen Schulleiter wird gekoppelt mit einer Eskalation von Gewalt und Selbstbeschuldigung. Der Junge gerät in einen Strudel von Demütigungen und kommt nur durch einen Zufall wieder in seine alte Welt zurück, die er kaum noch erkennt und er kann auch nicht glauben, dass er mit seiner Vergangenheit dort noch einmal Fuß fassen kann. Er hätte seine Katastrophenkarriere fortgesetzt, wäre nicht der 3. Erzählstrang:
3. ist es eine Liebesgeschichte, in deren Mittelpunkt die starke, selbstbewusste und zielgerichtete 17-jährige Kaye steht. Hier wird ein Mädchen beschrieben, das in allen Kulturen der Welt seinen Weg finden würde. Trotz aller Selbstzweifel setzt sie sich und ihre Interessen durch, die immer auf das Gemeinsame zielen, verantwortungsvoll und souverän eingesetzt sind und den Leser (und hier natürlich besonders die Leserin) vollständig für sie einnehmen. Kaye bleibt dabei Mittler zwischen den einander doch sehr fernen Kulturen der Weißen und der Indianer, sie ist Tochter einer Navajo und eines Weißen und versteht es vorzüglich, beide Kulturen miteinander zu verbinden. Sie führt nicht nur die Absurditäten der gegenseitigen Ablehnung der Navajo, Hopi und Apachen ad absurdum, auch die Probleme der Weißen und Indianer überhaupt geht sie aktiv an und erkennt die Schwäche der indianischen Kultur: zu vieles zu verschweigen. Darin ist ihr von früher Kindheit an geliebter Will Meister - und Kaye versteht es, ihn zu öffnen.
Und am Ende lesen wir eine anrührende Liebesgeschichte, die aber nichts Romantisierendes an sich hat, sondern von zwei jungen Menschen erzählt, die mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität stehen und dennoch nichts vom Reiz der großen Liebe vermissen lässt.

Die Autorin schafft es hier in unaufdringlicher Weise, diese sehr unterschiedlichen Handlungen ineinander zu verweben, ohne das der Leser den Überblick verlöre oder die Geduld. Lebensprall erzählt sie von der Isolierung der einen und der Energie der anderen, so dass selbst die Lösung der unterschiedlichen Probleme nicht als großartiges Roll-Back im letzten Kapitel geboten wird, sondern sich im Verlaufe der Handlung zwanglos und logisch ergibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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