Zwei von jedem

Autor*in
Lagercrantz, Rose
ISBN
978-3-89565-419-0
Übersetzer*in
Kutsch, Angelika
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Lagercrantz, Rebecka
Seitenanzahl
116
Verlag
Moritz
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Elias (Eli) und Lulinke (Luli) sind Kinder aus jüdischen Familien und leben in den 1940er Jahren in Siebenbürgen. Seit ihrem neunten Lebensjahr sind sie engste Freunde. Der Nationalsozialismus mit seinen Judenverfolgungen trennt die beiden. Luli reist zu ihrem Vater nach New York, Eli und sein Bruder werden mit ihrer Familie ins Konzentrationslager geschickt. Die Brüder überleben, und Eli findet wieder seine Luli und heiratet sie.

Beurteilungstext

Die Autorin hat hier eine bittersüße Liebesgeschichte geschrieben, die in der Zeit des Nationalsozialismus spielt. Die Lesenden erleben mit, wie die enge Freundschaft zwischen den zwei jüdischen Kindern Eli und Luli bereits in der Schule entsteht. Eli selbst berichtet über das einfache Leben in einem Dorf von Siebenbürgen, wo einst Dracula gehaust hatte. Elis Vater war tödlich verunglückt, und so lebt er mit seiner Mutter und seinem älteren Bruder in größter Bescheidenheit. Lulis Mutter ist ebenfalls tot, und der Vater ist nach New York gezogen, um dort für die Familie eine neue Existenz aufzubauen. So wächst Luli in größter Armut mit ihrer Schwester bei Tante Cipora auf. Täglich freut sie sich über das Pausenbrot, das Eli für sie mitbringt. Die zwei Unzertrennlichen sind richtige Wildfange, rennen um die Wette, gehen gemeinsam zur Schule und verbringen jede freie Minute zusammen, bis Eli sehr krank wird. Gerade als es ihm nach Wochen wieder besser geht, treffen die Schiffskarten für New York ein, die nun eine endgültige Trennung der Kinder bringen. Nun aber beginnen die „Antisemiten“ und Soldaten die systematische Verfolgung der jüdischen Menschen, sie müssen den gelben Stern tragen und werden schließlich in die Konzentrationslager überführt. Auch die Familie von Eli nimmt diesen Weg, und nur der Junge und sein älterer Bruder erleben noch die Befreiung aus Bergen-Belsen. Seine Luli vergisst Eli aber nicht, er wartet täglich auf Post aus New York. Erst als er alle Hoffnung verloren hat, erreicht ihn – Dank der Hilfe des Roten Kreuzes - in Schweden, seinem neuen Wohnort, ein Brief von Luli. In Amerika schließlich gibt es für die beiden jungen Leute einen glücklichen gemeinsamen Neuanfang. Mit größter Empathie schildert die Autorin den Alltag und die Gefühle der beiden Liebenden. Das Dorfleben in Siebenbürgen, die Feste und Rituale der jüdischen Bevölkerung, alles dürfen die Lesenden authentisch miterleben. Erstaunlich knapp erzählt aber Eli aus der Zeit der Verfolgung und der Massenmorde. Es wird deutlich, dass er über diese Schrecknisse einfach nicht reden kann, sondern dass er versucht, sie zu vergessen. Bis Luli sagt: „Worüber man nicht sprechen kann, das muss man aufschreiben.“ Und daraus ist dieses wunderschöne Buch entstanden. Die Autorin, selbst Jüdin, hat in ihrer Erzählung für Kinder die Geschichte ihrer eigenen Familie aufgearbeitet. Nur ihre Mutter, ihre Tante und ihr Onkel hatten den Holocaust überlebt und in Schweden Zuflucht gefunden. Auch sie weigerten sich, wie Eli, über die schrecklichen Erlebnisse zu sprechen. Die Autorin musste sich deshalb mühsam über Umwege über die Familiengeschichte informieren. Diese schwierige Thematik für Kinder aufzubereiten, die sie gerne lesen, korrekt informieren, aber nicht in Panik versetzen sollte, ist der Autorin hervorragend gelungen. Der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab neun Jahren. Es ist geeignet, sie gegen den wieder aufkeimenden Antisemitismus, auf den die Autorin in ihrem Nachwort hinweist, zu sensibilisieren. Sie werden auch mit Freude über Eli und Luli, die zwei unzertrennlichen Kinder, deren Spiele und ihre kleinen Geheimnisse lesen. Das alltägliche jüdische Leben, wie die Vorbereitung auf den Sabbat, das Backen des Challebrotes, die Steinchen, die auf jüdische Grabsteine gelegt werden, alles ist in die Geschichte eingeflochten. In dem liebevoll illustrierten Buch treten auch die bärtigen Männer mit ihren schwarzen Hüten und Mänteln auf. Leider fehlt hierzu ein Glossar am Ende des Buches mit den nötigen Erklärungen. Denn nur wenige erwachsene Nichtjuden können hier mit Informationen dienen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 22.12.2021

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