Zwei Schwestern bekommen Besuch

Autor*in
Bougaeva, Sonja
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bougaeva, Sonja
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2005
Lesealter
6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zwei Schwestern leben auf einer Insel und sind zufrieden. Eines Tages kommt ihr Vetter zu Besuch und versucht Ordnung in das Chaos ihres Lebens zu bringen. Da haben die Schwestern plötzlich keine Zeit mehr sich zu freuen, sondern müssen die Regeln ihres Vetters einhalten, ein Zustand der auf Dauer nicht zu ertragen scheint. Ein Bilderbuch mit liebevoll gestalteten Bildern und mit einer kleinen, aber sehr gelungenen Erzählung über das Aufeinanderprallen zweier grundverschiedener Lebensstile.

Beurteilungstext

Zwei Schwestern leben auf einer Insel in einem alten Haus mit Hund und Katze und sind eigentlich sehr zufrieden mit ihrem Leben. Man sieht sie erdbeerpflückend im Garten, der Hund hält den Pflückeimer, die Sonne scheint, die Welt ist in Ordnung. Da meldet sich überraschend der Vetter zu Besuch. Für Vorbereitungen ist keine Zeit mehr, die Fähre hat schon angelegt und der Vetter, das kleine Köfferchen in der Hand und adrett gekleidet, steht wenig später vor der Tür des Hauses. Das Wiedersehen mit dem entfernten Verwandten erscheint zunächst harmonisch zu verlaufen. Der Vetter bietet an, den beiden Schwester in Haus und Garten helfen zu wollen, worüber sich die beiden herzlich freuen. Der kleine Nebensatz "Ich schaffe hier Ordnung", scheint ihnen zunächst nicht verdächtig. Sie freuen sich, als der Vetter auf die Leiter steigt und anfängt Glühbirnen zu wechseln, den Wasserhahn zu reparieren, den Badewannenabfluss in Ordnung zu bringen und Holz zu hacken. Aber dann holt sich der Vetter einen Farbeimer und beginnt das Haus neu zu streichen. Die rosa Farbe muss einem langweiligen Dunkelgrau weichen, und hier sieht man zum ersten Mal die betroffenen Gesichter der Schwestern, die sich mit ihrer alten Hausfarbe offensichtlich sehr wohl gefühlt hatten und nicht verstehen, was der Vetter da macht.
Wenig später sitzen sie mit angeekelter Miene vor ihren Müslischüsseln, die der Vetter gegen ihre angeblich ungesunde Kost eingetauscht hat. Hund und Katze sitzen frierend auf den Treppenstufen vor dem Haus und dürfen nicht mehr herein. Frühsport ist nun angesagt möglichst vor Sonnenaufgang und Schwimmenlernen, damit alle schön gesund werden.
Das einst so gemütliche und etwas verkramte Wohnzimmer wird kahl und unpersönlich, der Vetter räumt gnadenlos auf und verbannt alle liebenswürdigen Kleinigkeiten in Kartons, die auf den Dachboden geräumt werden müssen. Als während eines Mittagsschläfchens der Schwestern auch noch die Blumenbeete im Garten kahl geschnitten werden, steht den beiden das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. So soll Hilfe aussehen? Sie erkennen Haus und Garten, Hund und Katze nicht mehr und werden krank.
Man sieht sie unterm Federbett liegen, Kaffeekanne und Wecker und die Spielzeugeisenbahn neben sich, den Teddy Hilfe suchend untern Arm geklemmt, Fremde im eigenen Haus - wie soll es bloß weitergehen?
Aber der Vetter scheint etwas gespürt zu haben. Am nächsten Morgen reist er überraschend wieder ab mit der Erklärung, dass sie doch sehr langweilige, traurige Gestalten seien, denen er leider nichts recht machen kann und die sehr, sehr undankbar seien.
Die Schwestern bitten ihn höflich zu bleiben, aber als er dennoch geht, sind sie eigentlich sehr erleichtert.
Die Kartons mit den Staubfängern werden wieder hervorgeholt, die Bilder an die Wand gehängt, das Haus wieder rosa angepinselt und Hund und Katze dürfen wieder auf dem Sofa sitzen. Die Welt ist Gott sei dank wieder in Ordnung.

Diese schön komisch in Bild und Wort erzählte Geschichte liest und betrachtet man mit Genuss und bleibt dann doch sehr nachdenklich zurück. Die erwachsenen Leser werden die Situation kennen und sich an das eine oder andere Vergleichbare schmunzelnd erinnern. Die kindlichen Leser werden konfrontiert mit zwei völlig verschiedenen Lebensweisen, die hier konfliktreich aufeinanderprallen, aber nicht dramatisch, sondern im Gegenteil fast wie nebenbei, leise und nur mit einem kleinen Stirnrunzeln erzählt werden.

Mit diesem Bilderbuch debütierte die 1975 in Petersburg geborene Grafikerin , die Buchkunst und Malerei studiert hat und heute in Hamburg lebt. Das Buch entstand als Diplomarbeit an der Fachhochschule für Gestaltung und hat aufhorchen lassen. Es ist sehr zu wünschen, dass Sonja Bougaeva ihren eigenwilligen Stil ausbilden und in weiteren Bilderbüchern publizieren kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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