Zurück nach Kilimatinde

Autor*in
Schulz, Hermann
ISBN
978-3-551-58117-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
238
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2003
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 19jährige Nick Geldermann begibt sich von Deutschland nach Kilimatinde (Tansania), seinem Geburtsort, um den Vater zu besuchen und ihm zu helfen, seine Lebenskrise zu bewältigen. Der Aufenthalt in Kilimatinde wird für Nick einerseits eine Reise in die Vergangenheit und bewirkt andererseits eine Neuordnung seines Lebens.

Beurteilungstext

Der Titel “Zurück nach Kilimatinde” ist sowohl wörtlich als auch symbolisch zu verstehen. Wörtlich, weil der Protagonist Nick Geldermann sich nach 16 Jahren Lebenszeit in Deutschland zu seinem Geburtsort Kilimatinde begibt, um seinen hilfsbedürftigen
Vater aufzusuchen. Symbolisch kann der Titel verstanden werden, weil der Besuch von Nick bei seinem Vater zurück zu seinen Wurzeln führt. Im Alter von drei Jahren war er mit seiner Mutter nach der Trennung vom Vater nach Deutschland zurückgekehrt. Bis zu seinem neunzehnten Lebensjahr hatte er nichts mehr von seinem Vater gehört, der in Tansania scheinbar erfolglos als Missionar tätig war. Nun rät ihm ein alter Freund des Vaters zu einem Besuch in Kilimatinde, weil es dem Vater schlecht gehe. Eher missmutig tritt er die Reise an. Er will sie zu einem Urlaub mit der Freundin nutzen, die er in einem Ferienhotel in der Nähe von Dar es Salaam zurücklässt, um allein einen kurzen Trip zu seinem Vater zu unternehmen. Aber dann kommt alles ganz anders. In der trostlosen tansanischen Steppe findet er den Vater in einer inneren und äußeren desolaten Situation vor. Es entfaltet sich für den Leser eine teilweise skurrile, facettenreiche, oft auch philosophisch
bestimmte Handlung. Das eher trist anmutende äußere Geschehen, in das der Fahrer von Nick und der schwarze Freund des Vaters involviert sind, bietet wenig “Action”. Im eigentlichen Sinne spannend ist allerdings die z.T. sogar tätliche geführte Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, die schließlich in einem für beide schmerzlichen Prozess zu einer versöhnlichen Annäherung führt. Dabei gelingt es dem Autor außerordentlich wirksam, das Leben der Afrikaner bis hin zu deren Alltäglichkeit mit der Intimität der Vater-Sohn-Beziehung poetisch zu verknüpfen.Biografische, ethnische und psychologische Aspekte fügen sich dabei für den Leser zu einem eindrucksvollen Bild. Der Roman endet nicht mit dem zu erwartenden Happyend .Die äußere Handlung eskaliert mit dem Selbstmord des Vaters sogar zur scheinbaren Katastrophe. Für Heinrich Gotthold Geldermann ist der Suizid allerdings der Abschluss eines nun in Würde zu Ende gebrachten Lebens, nicht der Weg aus der Aussichtslosigkeit seines Daseins.
Für beide, Vater und Sohn, war das letzte nächtliche Gespräch
der versöhnliche Abschluss der Auseinandersetzung. Die Trauerrede von Nick für seinen Vater wirkt daher eher heiter- besinnlich als traurig. - Er drückt dem alten Abraham zum Schluss einen Packen Dollarnoten in die Hand und sagt: ”Baut euch eine neue Kirche. Nehmt nicht das billigste Holz. Oder baut sie gleich aus Steinen. Wenn das Geld nicht reicht, schickt er (der Freund des Vaters,J.S.) euch, was noch fehlt... Ich kümmere mich darum.”(S.237) Die Lebensreise des Nick Geldermann in eine neue Zukunft hat damit begonnen .
Dieses Buch ist unbedingt für Leser aller Altersstufen zu empfehlen, die eine anspruchsvolle Lektüre lieben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schl.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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