Zuhause kann überall sein

Autor*in
Kobald, Irena
ISBN
978-3-86873-757-8
Übersetzer*in
Kröll, Tatjana
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Blackwood, Freya
Seitenanzahl
Verlag
Knesebeck
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das kleine Mädchen Wildfang musste seine Heimat verlassen und vor dem Krieg in ein fremdes Land fliehen. Alles dort scheint kalt, abweisend und vor allem fremd: die Menschen, die Sprache, das Essen und sogar der Wind. Wildfang möchte sich am liebsten nur noch in ihre geliebte Decke wickeln, die gewebt ist aus Erinnerungen und Gedanken an zuhause. Doch dann trifft sie im Park ein anderes Mädchen, das ihr nach und nach die fremde Sprache beibringt und mit ihr lacht...

Beurteilungstext

...und so beginnt Wildfang wieder eine Decke zu weben aus Freundschaft, neuen Worten und neuen Erinnerungen, die sie wärmt und in der sie sich zuhause fühlt.
Das Bilderbuch ist in seiner Ästhetik sehr kindlich gestaltet und arbeitet in der Farbgebung weitestgehend mit Stereotypen- das afrikanische Mädchen und seine ländliche Umgebung sind in warmen Tönen (zumeist in orange und rot), die Stadt in Europa und ihre Menschen sind in kalten Farben gehalten (blau, grau etc.). Es wird dabei nicht gesagt, woher das Mädchen kommt und wohin es zieht, statt einer konkreten Ereignisgeschichte geht es v.a. um Gefühle und Stimmungen der Migrantin. Hier liegt jedoch aus meiner Sicht die “Krux” des Bilderbuches, da die inhaltliche Darstellung nicht der Altersgruppe/dem Entwicklungsstand der möglichen Rezipienten in der ästhetischen Darstellung entspricht. So finden sich Gedanken des Kindes wiedergegeben (Ich fragte mich, ob ich mich irgendwann wieder wie ich selbst fühlen würde,), die der Vorschulalter-Ästhetik des Bandes nicht entsprechen. Man wünscht sich eher narrative Arrangements zur Entfaltung der Gefühlswelten der Protagonistin. Auch sprachlich gibt es Bilder, die einem Kind dieser Altersgruppe schwer fallen könnten: “ Den kalten, einsamen Wasserfall vergaß ich ganz“ (als Bild für die neue Sprache, die auf das Kind hereinbricht).
Sicherlich bieten sich hier auch Potentiale für ein anspruchsvolles literarästhetisches Lernen, es steht aber eben die Frage, ob Kinder, die auf diesem Niveau reflektieren können, dann von der Ästhetik des Bilderbuches (noch) angesprochen werden. Aus meiner Sicht können diese Bedenken aber zugunstern der positiven “Botschaft” des Buches durchaus weggewischt werden: Das Flüchtlingsmädchen fühlt sich solange fremd, bis ihr ein Mädchen langsam und behutsam mit einzelnen Wörtern die Sprache näher bringt und ihr das Gefühl gibt, dass sie diese in ihre heimatliche “Sprachdecke” einweben kann. Auch das Bild der Decke für den Wortschatz und die Bedeutung dessen für die Identität bietet vielfältige Möglichkeiten der Anschlusskommunikation und der Förderung von Empathie für Menschen mit Migrationshintergrund.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von FC.
Veröffentlicht am 01.10.2015

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