Zuhause kann überall sein

Autor*in
ISBN
978-3-86873-757-8
Übersetzer*in
Kröll, Tatjana
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Blackwood, Freya
Seitenanzahl
32
Verlag
Knesebeck
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Es gab keinen Grund, das glückliche Zuhause zu verlassen. Nun gibt doch einen: Krieg. Viel mehr erfahren wir nicht, denn die Geschichte springt in die Lebenswelt eines Mädchens, das in eine fremde Welt geworfen wird. Wie sie dort dennoch sich ""eine neue Decke weben"" kann, die sie wärmt und beschützt, davon handelt die Geschichte.

Beurteilungstext

Wer als Kind einmal eine warme Decke erhielt, der wird sich auch in der Fremde nicht ganz fremd fühlen, wenn es dort eine warme Decke gibt. Das kann im übertragenen Sinn gelten, aber auch ganz konkret. Das Mädchen wurde von ihrer Tante ""Wildfang"" genannt, war sie doch übermütig und fühlte sich pudelwohl in ihrem afrikanischen Dorf. ""Dann kam der Krieg ..."" und mit dem Text der Bruch der Lebenswelt des Mädchens in eine andere, ganz ungewohnte Umgebung. ""Sogar der Wind fühlte sich fremd an."" ""Ich war nicht mehr ich"", sagt das Mädchen, das sich zwischen den unbekannten Wörtern selbst nicht mehr kennt.
Die Welt, in die das Mädchen kommt, ist grau und kalt. Die alte Welt, in die sie sich in Gedanken immer wieder flüchtet, ist warmrot wie ihre alte Decke, in die sie sich einkuscheln will, um in dieser neuen, kalten Welt zu überleben.

Allein schafft man das kaum. So ist es ein Mädchen aus der neuen Welt, die sie zunächst mit leichtem Winken, dann mehr und mehr mit neuen Wörtern bekannt macht. Die tiefrote alte Decke wird ein wenig blasser, eine neue Decke wird gewebt, beginnt zu wärmen wie die alte.

Freya Blackwood umrahmt ihre mit vielen Strichen gefärbten Flächen mit dunklen Linien, die die Bilder unfertig erscheinen lassen, skizziert, flüchtig. Die Emotionen deutet sie mit braun-gelben Krakeluren, Pfeilspitzen, Umrissen von einfachen Figuren an. Wenn das Mädchen in der Fremde auf sie einspricht, ist es für sie, als würden Dinge auf sie einstürzen wie Leuchtraketen in einer Silvesternacht.
""My two blankets"" ist der Originaltitel des Buches, also ""Meine zwei Decken"", und Freya Blackwood greift mit ihren Bildern sehr behutsam und doch deutlich auf, wie sich die emotionale Lage des entwurzelten Mädchens ganz vorsichtig und langsam verändert, wie sie neue Wurzeln flechten kann. In erster Linie benutzt sie dabei warme und kalte Farben, und sie zeigt, wie das Mädchen voller Lebensfreude ein Rad schlagen kann, später ebenso schaukeln und noch später wieder ein Rad schlagen kann. Diesmal in einer grünen Park-Landschaft und Vorbild in einer fremden Welt für fremde Kinder. Da ist sie angekommen, akzeptiert. Schön, dass das nicht nur für das Mädchen gilt, sondern auch für ihre Tante. Die Farben passen wunderbar zueinander!
So ist es auch mit dem Vorsatz-Papier, das zunächst rot ist und das Mädchen versinnbildlicht, am Ende jedoch blassgrün ist, anders, aber komplementär eher zugehörig als ausgeblendet.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010