Zombie-Zahnarzt

Autor*in
Walliams, David
ISBN
978-3-499-21743-2
Übersetzer*in
Münch, Bettina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Ross, Tony
Seitenanzahl
399
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Fantastik
Ort
Reinbek
Jahr
2017
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Die Angst vor dem Zahnarzt ist relativ weit verbreitet – nicht nur im Alltag, sondern auch in der Literatur, vor allem in Sketchen, Cartoons und Witzen. Selten ist sie das Thema einer längeren Erzählung, wie in diesem komischen Roman über den zwölfjährigen Alfie – und vielleicht hat der auch einen guten Grund, sich vor neuen Zahnärztin Dr. Wurzel zu fürchten. Seit sie in der Stadt ist, passieren seltsame Dinge.

Beurteilungstext

Alfie ist das kleinste Kind in der Schule. Nur das Mädchen Gabz – eine Abkürzung für Gabrielle – ist noch kleiner. Mit seiner Größe hat er es nicht leicht, zumal er auch noch arm ist, was man den schäbigen Kleidungsstücken leider von weitem sieht. Und dann sind da noch seine Zähne, lückenhaft und ungefplegt strahlen sie in allen Nuancen von gelb bis braun. Seit ihm mal der falsche Zahn unter kollektiver Kraftanstrengung gezogen wurde, ignoriert er die freundlichen Einladungen seines Zahnarztes.
Diese Merkmale eines äußeren Verfalls werden von familiären Problemen begleitet. Alfie lebt mit seinem Vater allein und sein Vater ist schwerkrank. Er hat eine Kohlenstaublunge und sitzt jetzt schweratmend im Rollstuhl. Doch Alfie ist für ihn da und versucht seinem Vater nach besten Kräften zu helfen und beider Leben zu organisieren. Kein Wunder, dass er von der aufdringlichen Sozialarbeiterin Winnie nicht begeistert ist. Sie bedroht seine kleine Welt. Noch mehr Angst hat er vor der neuen Zahärztin, die ein seltsames Interesse an Zähnen zeigt.
Wie bereits in "Ratten-Burger" wählt David Walliams einen kindlichen Protagonisten, der einem Charles-Dickens-Roman entsprungen sein könnte. Der Unterschied ist, dass Dickens detailreiche, tragikomische Erzählungen schuf, während hier eher ein unterhaltsamer Klamauk vorliegt.
Alfie und alle anderen Figuren verhalten sich entsprechend ihrem überzeichneten Typ – vorhersehbar. Komik wird in diesem Roman auf unterschiedliche Weise erzeugt.
Erstens häufen sich Ereignisse und ihre Beschreibungen. Alfie geht es übertrieben schlecht, so dass der alleinigen Vorstellung von so viel Pech nur mit Lachen oder Abwendung begegnet werden kann. Häufig entsteht auch durch Listen, z. B. durch die Aufzählung der unterschiedlichen Grautöne der Kleidung des Schuldirektors Grau – kohlengrau, taubengrau, gräuliches Grau, graugrau – Komik.
Zweitens hat die Komik, wie es sich im Beispiel andeutet, eine sprachliche Wurzel. Walliams nutzt Wortschöpfungen, um dem Geschehen eine lustige Seite abzugewinnen. Die Wörter werden markiert. So kann der Leser oder die Leserin sich an Wörtern wie "viktorianig", "direktorisch" oder "grausengrässlich" freuen. Ebenso werden die Figurenreden durch die Nachahmung von Sprachfehlern und die Verwendung unterschiedlicher Schriftarten abwechslungsreicher.
Drittens könnten die slapstickaaartige Situationen mit Vergnügen vorgestellt werden. So verfolgt die Sozialarbeiterin Winnie Alfie auf einer Vespa durch das Schultreppenhaus. Der wirbelt dabei den Theaterunterricht auf, holt den Direktor von den Füßen und wird schließlich von Hunderten verfolgt. Buster Keaton lässt grüßen.
Viertens kann auch der Ekel die Leser und Leserinnen zum Schmunzeln bringen. Schlechte Zähne sind kein schöner Anblick, ebensowenig die Gegenstände, die Kinder statt den Münzen von der Zahnfee unter ihren Kissen finden: halb verweste Mäuse, einen eitrigen Fußnagel oder einen Augapfel.
Das Buch ist unterhaltsam und kurzweilig, nur das Ende wirkt aufgesetzt, aber es geht auch nicht um die Lösung der Zahnarztangst, sondern um ihr komisches Potenzial. Da ist schließlich nur die deutsche Übersetzung des Titels ärgerlich, die einen Zombiezahnärztin verspricht, aber nur eine Zahnarzthexe oder im Original einen "demon dentist" präsentiert. Damit werden falsche Erwartungen geschürt. Die Angst, Zähne zu verlieren, ist eine menschliche Urangst – man denke an Träume von herausfallenden Zähnen – kein modernes Problem. Sie stellt nicht, wie die Zombiethematik, die Frage nach Menschlichkeit oder der Funktion menschlicher Gesellschaften.

[Thomas Bitterlich]

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ThoBi; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 22.02.2018

Weitere Rezensionen zu Büchern von Walliams, David

Walliams, David

Gangsta-Oma schlägt wieder zu!

Weiterlesen
Walliams, David

Die schlimmsten Kinder der Welt

Weiterlesen
Walliams, David

Die allerschlimmsten Kinder der Welt

Weiterlesen
Walliams, David

Banditen-Papa

Weiterlesen
Walliams, David

Das Eismonster

Weiterlesen
Walliams, David

Das Eismonster

Weiterlesen