Zin: Eine Geschichte aus dem Libanon

Autor*in
Zahreddine , Hassan
ISBN
978-3-907277-12-6
Übersetzer*in
Chammaa, Leila
Ori. Sprache
Arabisch
Illustrator*in
Zahreddine, Hassan
Seitenanzahl
32
Verlag
Baobab Books
Gattung
Bilderbuch
Ort
Basel
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
19,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Druckkünstler Hassan Zahreddine feiert in „Zin“ das Druckhandwerk als Emblem einer nur scheinbar vergangenen Zeit, die bis in die Gegenwart wirkt.

Beurteilungstext

Der Junge Zineddine lebt mit seiner armen Familie in einer Stadt im Libanon. Wie magisch wird er angezogen von einer Druckerei, in der ein Meister aus Buchstaben im Setzkasten die tollsten Druckmanuskripte zaubert. Lesen kann er noch nicht richtig, aber Zin beginnt eine Ausbildung in dieser Druckerei und taucht immer tiefer ein in die Kunst des Druckhandwerks. Und eines Tages sieht er auf der Straße, als er in eine Demonstration gerät, die von der Polizei aufgelöst wird, eines der Blätter, das er mit dem Meister angefertigt hat: Es handelt sich um einen Streikaufruf.
Der Druckkünstler Hassan Zahreddine hat mit diesem Bilderbuch eine Hommage an seinen Vater geschaffen, der als Schriftsetzer im Libanon gearbeitet hat und ähnlich wie Zin in das Druckhandwerk eingeführt worden ist. Die Illustrationen des Buchs sind als Mezzotinto entstanden; eine aufwändige Drucktechnik, bei der eine Druckplatte aus Kupfer aufgeraucht und dann mit einem Schabeisen drauf gezeichnet wird. Das Resultat sind kupferstichähnliche, sehr fein gezeichnete Illustrationen.
„Zin“ ist kein typisches Bilderbuch; kleinen Kindern dürfte der Band eher schwer zugänglich sein. Aber zumindest ab dem Grundschulalter dürften kindliche Rezipierende fasziniert sein von der ungewöhnlichen Ästhetik und auch von der im Dunst der Vergangenheit verschwundenen Welt, von der erzählt wird: Das Schriftsetzer-Handwerk ist ein nahezu ausgestorbenes Gewerbe; die Idee, dass Druckerzeugnisse entstehen, indem per Hand Buchstabe an Buchstabe gesetzt wird, mutet im digitalen Zeitalter der Allverfügbarkeit und grenzenlosen Duplizierbarkeit schriftlicher Erzeugnisse geradezu anachronistisch an.
„Zin“ feiert aber nicht nur eine untergegangene Welt, sondern deutet auch ihr weltveränderndes Potenzial an: Es sind nicht nur beliebige Schriftsätze, die in Zins Druckerei hergestellt werden – sie hilft dabei, Menschen zusammenzubringen und gegen ungerechte soziale und politische Strukturen aufzubegehren. Dementsprechend geht es in „Zin“ um eine Welt, die sowohl in ästhetischer Hinsicht als auch politischer Hinsicht wertvoll ist.
Ins Deutsche übersetzt wurde der ursprünglich auf Arabisch verfasste Text von Leila Chammaa. Ihr gelingt es, die kindliche Faszination an der Welt des Drucks sprachlich zu transportieren.
Mit „Zin“ haben Baobab Books ihrem Repertoire einen vor allem ästhetisch wunderbaren Titel hinzugefügt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Philipp Schmerheim; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 14.09.2022