Zikade

Autor*in
Tan, Shaun
ISBN
978-3-8489-0163-0
Übersetzer*in
Schönfeld, Eike
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Tan, Shaun
Seitenanzahl
32
Verlag
Aladin
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Stuttgart
Jahr
2019
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Dystopie der Arbeitswelt

Beurteilungstext

Grau in Grau, in einen Anzug gepresst, der an Armen und Füßen Überlänge verrät, blickt sie uns mit großen Augen an: Shaun Tans Zikade. Nach „Die Reise ins Innere der Stadt“ widmet der australische Illustrator nun ein ganzes Buch der Metamorphose eines Insekts. Um das Verhältnis von Mensch und Tier erneut zu verdeutlichen, fokussiert sich Shaun Tan auf die soziale Ebene. Sein sozialer Blick beginnt auf der ersten Doppelseite mit einer Nahaufnahme. Hier zeigt sich die Identität der Zikade, die ihr in der Betonwüste von Menschen ausgestellt wurde. Ein Mitarbeiter*innen-Ausweis mit Foto, Strichcode und Name weist sie als zugehörig aus. Die vielen Falten im Anzug und nicht zuletzt die aus den vier Ärmeln herausschauenden Zikadenfüße irritieren allerdings, aber die Zikade ist eine Tarnungskünstlerin. Integriert in ihre Arbeitsumgebung verharrt die Zikade gleich ihrer realen Namensgeberin der Singzikade Magicicada siebzehn Jahre. Das Arbeitsverhältnis ist gekennzeichnet durch Ausbeutung, Unterdrückung und Diskriminierung: „Kollegen mögen Zikade nicht. Sagen Sachen. Machen Sachen. Finden Zikade dumm.“ Ihre Formulierungen dokumentieren in knappen Zweiwortsätzen die Unmenschlichkeiten. Visuell vermitteln Frosch- und Vogelperspektiven den Betrachter*innen, wie sich das Leben der Zikade unter den Menschen anfühlt. Doch letztendlich ist es die Zikade, die sich aus ihrem Larvenstadium befreit. Sie schlüpft aus ihrer Tarnhülle, steigt in glühendem Rot gleich vieler anderer in den Himmel auf und fliegt in den Wald zurück. Dieser zeigt sich am Ende des Buchs ganz im Kontrast zu der Betonwüste auf dem Vorsatzpapier am Buchanfang in satten in sich verlaufenden Ölfarben. Was bleibt, ist der namenlose Mitarbeiter*innenausweis. Spätestens jetzt wird deutlich, wer im Machtgefüge des Menschen der eigentliche Gewinner ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von fas; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 27.02.2020

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