Zerbrochene Krone

Autor*in
DeStefano, Lauren
ISBN
978-3-570-31204-9
Übersetzer*in
Decker, Andreas
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2018
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Internment, die schwebende Stadt, droht zu sinken und damit unterzugehen. Und Morgan ist daran nicht unschuldig. Wird es ihr und ihren Freunden gelingen, den Sinkflug zu verhindern und das Kriegen zu beenden?

Beurteilungstext

„Zerbrochene Krone“ ist der finale Band der Trilogie „The Interment Chronicles“ (dt. „Die Chroniken der fallenden Stadt“). Der erste Band ist ausschließlich im eng begrenzten Raum der schwebenden Stadt Internment (= Internierung, in der deutschen Ausgabe allerdings nicht übersetzt) angesiedelt; DeStefano operiert hier mit den typischen Topoi einer klassischen Dystopie, etwa das Eingesperrt-und Abgeschnitten-Sein von der Welt, die Indoktrinierung auf die Werte des Systems in der Schule, medizinische Experimente, Geburtenkontrolle und weiteres mehr. Hinzu treten hier wie in den weiteren Bänden klassische Themen der Jugendliteratur, wie Familie und die Absetzung von den Eltern, Freundschaft, (erste) Liebe, Rivalität zwischen Freunden und Liebenden. Der zweite Band wird um den Raum des Boden erweitert; dieser bringt allerdings nicht die ersehnte Freiheit, vielmehr ist die Gruppe Flüchtlinge um die Protagonistin Morgan und ihre Freundin Pen wiederum an einem Ort gelandet, der von einem totalitären Regime kontrolliert wird. Sowohl der Raum der schwebenden Stadt Internment als auch der Raum des Bodens verbleiben eher blass und seltsam konturlos. Dies ändert sich auch im dritten Band nicht, der von der Rückkehr nach Internment und der erneuten Konfrontation mit dem Regime der Heimat, nun ergänzt durch das zuvor gewonnene Wissen um die Machenschaften des Herrschers, erzählt.

Die Dystopie und besonders auch der dritte Band „Zerbrochene Krone“ birgt gutes Potential; es werden bedeutsame Themen angeschnitten, die auch für schulische Kontexten von Interesse sind und dort zumeist anhand klassischer Literatur besprochen werden, so etwa Frauenrechte, das Recht auf Tyrannenmord oder gar Vatermord. Aus aktueller Perspektive schließlich scheint die Thematisierung der Sehnsucht nach der Heimat, unter der man auch dann leidet, wenn diese von einer menschenverachtenden Diktatur beherrscht wird, besonders interessant und eben auch für schulische Kontexte gewinnbringend. Leider muss einschränkend festgestellt werden, dass diese Themen nur angedeutet und eher oberflächlich behandelt werden; das klar vorhandene Potential wird damit kaum ausgeschöpft. Stattdessen wird der Roman mit für die Dystopie ‚unnötigen‘ Problemen, wie man sie aus klassischer problemorientierter Jugendliteratur kennt, überfrachtet

Neben der Fülle an Themen stört auch die Fülle an Figuren, denen es eindeutig an der charakterlichen Tiefe fehlt – auch hier wird viel Potential verschenkt, das im Beziehungsgeflecht der Figuren schlummert. Die eigentlich hochkomplexen und tiefgehenden Konflikte, die zum Teil allgemein menschlicher Natur sind, zum Teil jedoch dem Totalitarismus und den unmenschlichen Regeln der Diktatur geschuldet sind, werden nur andeutungsweise zur Darstellung gebracht. So sind alle Beziehungen – zwischen Eltern und ihren Kindern, zwischen Freunden sowie zwischen (Ehe-)Partnern von Problemen geprägt, die sich aus den Restriktionen des totalitären Systems ergebene oder jedenfalls dadurch verstärkt werden. Leider verbleibt die Darstellung hier nur vage und schemenhaft – wie bspw. in der wechselvollen Beziehung zwischen Morgan und Pen – oder gar oberflächlich und klischiert, wie bspw. in der Charakterisierung der scheinbar verwöhnten Prinzessin.

Wer das Genre Dystopie nicht kennt, dem bietet die „Internment“-Trilogie einen guten Einstieg, wobei es in jedem Fall angeraten ist, mit dem ersten Band zu beginnen. (Freilich muss dazu gesagt werden, dass es auch im Bereich des Jugendbuch deutlich bessere Beispiele des Genres gibt). Für Kenner des Genres bietet die Trilogie wenig Neues.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 141; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 22.09.2018

Weitere Rezensionen zu Büchern von DeStefano, Lauren

DeStefano, Lauren

Fallende Stadt

Weiterlesen
DeStefano, Lauren

Flammendes Land

Weiterlesen
DeStefano, Lauren

Fallende Stadt

Weiterlesen
DeStefano, Lauren

Totentöchter Die dritte Generation

Weiterlesen