Worüber keiner spricht

Autor*in
Stratton, Allan
ISBN
978-3-423-78204-3
Übersetzer*in
Brandt, Heike
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2005
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Chanda ist 16 Jahre alt. Ihre Mutter hat bereits drei Männer verloren, nun stirbt auch noch eine Tochter. Da sie immer müde und schmerzgeplagt ist, muss sich Chanda um das Begräbnis kümmern. Sie wird noch mehr Menschen aus ihrem Umfeld begraben müssen, denn das HIV-Virus grassiert. Doch darüber spricht man besser nicht, sonst will einen niemand mehr kennen. Doch dann trifft es auch die Mutter und Chanda wächst über sich und ihre Angst hinaus.

Beurteilungstext

Alltag in einem fiktiven Staat im Süden Afrikas. Es ist nichts Besonderes geschehen und - in diesem Zusammenhang muss man sagen: leider - das bleibt auch für das ganze Buch so. Ist das Buch deswegen langweilig? Kann es langweilig sein, wenn dieser Alltag Krankheit und Tod bedeutet, Schmutz und Armut, Alkoholmissbrauch und chronisches Fremdgehen? Gleich vorweg: Es ist alles Andere als langweilig. Man sitzt oft genug mit offenem Mund da und staunt nur, wie fremdartig und auch wie bedrückend eben dieser Alltag nur wenige Flugstunden von uns entfernt sein kann. Ist die Geschichte also bedrückend? Ja und Nein, denn viel häufiger, als wir es gewohnt sind, blitzen zwischen grauen oder schwarzen Situationen und Bedingungen Momente großer Freude und tiefen Glücks auf, sind die Empfindungen stärker und die Beschäftigung mit Gott, Jenseits und dem Glauben tiefer gehend und machtvoller. Doch bei all den Bedrohungen durch Hunger, Armut, Schmutz und Krankheit schleichen sich, im Buch wie beim Leser, Fragen und Zweifel auch und gerade im Hinblick auf die “letzte Instanz” ein, kann es nicht ausbleiben, dass sich die Faust anklagend zum Himmel reckt.
Und doch behält dieses Buch als großen Reiz: Die Menschen scheinen nicht nur näher am Tode zu sein, sondern auch näher am Leben, unmittelbarer mit den Fragen ihrer Existenz und ihren Mitmenschen verbunden. “Mensch, werde wesentlich” - hier scheint diese Forderung erfüllt, bei aller Nähe zum Abgrund, bei aller berechtigten Verzweiflung, bei aller Gefährdung für Körper, Geist und Seele. Und obwohl es lange dauert, bis sich diese Erkenntnis durchsetzt, kommt am Ende die 16jährige Chanda angesichts des Leidens ihrer Mutter und der übrigen AIDS-Kranken zu der Entscheidung: “Ich habe es satt. Ich habe diese ewigen Lügen und das Versteckspielen und die Angst satt. Ich schäme mich nicht wegen AIDS! Ich schäme mich, dass ich mich geschämt habe!”
Es wird viel gestorben in diesem Buch. Das ist in der Handlung folgerichtig und realistisch, wie hier überhaupt alles folgerichtig und realistisch ist. Doch wenn unter-14-Jährige das Buch lesen sollten, brauchen sie Unterstützung. Unbegleitet oder nicht aufgefangen durch Gespräche überfordert die Geschichte jüngere Leser. Doch - ob in Familie oder Schule - unter Aufarbeitung der belastenden Szenen gab es bisher wenige Bücher zum Thema, die so ehrlich, so mitfühlend, so wichtig und aufklärend wie dieses waren. Daher kann es nur wärmstens empfohlen werden. Aber, Lehrer, aufgepasst: Hier stellen sich große Forderungen und viele weitergehende Fragen. Gut, dass es vom Verlag Materialien gibt...

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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