Worüber keiner spricht
- Autor*in
- Stratton, Allan
- ISBN
- 978-3-423-78204-3
- Übersetzer*in
- Brandt, Heike
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 272
- Verlag
- dtv
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2005
- Lesealter
- 14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 7,50 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Chanda, ein junges Mädchen lebt in einem Land des südlichen Afrika. Sie ist eine gute Schülerin, hat viele Träume, aber sie sieht auch hellsichtig, was um sie herum geschieht. Ihre kleine Schwester stirbt, ihre Freundin Esther hat beide Eltern verloren. Sie ahnt, dass es um Aids geht, aber das ist ein Tabu. Niemand spricht darüber, die Krankheit ist wie ein Fluch. Mutig und stark wehrt sich Chanda gegen diese Tabuisierung, indem sie ihre todkranke Mutter nach Hause holt und dort pflegt.
Beurteilungstext
Eine der Stärken dieses beeindruckenden Jugendromans ist die 16jährige Hauptfigur Chanda, der man sich vom ersten Kapitel an mit zunehmender Anteilnahme und auch Bewunderung nähert. Sie hat es nicht leicht und sie kommt fast um vor Traurigkeit über den Tod der kleinen Schwester Sara, für die sie das Begräbnis organisieren muss. Obwohl die meisten wissen, dass die Krankheit, unter der so viele in der Stadt und auch in den Heimatdörfern leiden und schließlich sterben, das gefürchtete AIDS ist, darf man doch nicht darüber sprechen. Und unter diesem Tabu leidet Chanda mehr noch als an dem bedrohlichen Tod so vieler Nahestehender. Aber sie besitzt die Stärke zusammen mit der auch an AIDS leidenden Freundin, ein Hilfezentrum aufzusuchen und offen darüber zu sprechen. Und vor allem bringt sie trotz heftigster Gegenwehr aller Verwandten, Bekannten und Nachbarn die todkranke an AIDS erkrankte Mutter zurück, um sie bis zu ihrem Tod Zuhause zu pflegen. Denn sie sagt: "Sterben ist schrecklich. Aber schlimmer noch ist es, alleine zu sterben, voller Angst und Scham, mit einer Lüge." Weil sie ihre Mutter aufrichtig liebt und weil sie ahnt, dass der Umgang mit der Krankheit nicht das Richtige ist, dass es menschenunwürdig ist, entwickelt sie eine Kraft und eine Energie, die sie selbst erstaunt. So strahlt sie (und damit auch das ganze Buch) trotz der tragischen und grausamen Lebensbedingungen, Kraft und Würde aus.
Der Autor beschönigt nichts - eine weitere Stärke des Romans -, im Gegenteil manchmal beschreibt er so erschreckende Einzelheiten des Lebens der Menschen in diesem fiktiven und zugleich so realen Ort im südlichen Afrika, dass man vor ihnen davonlaufen möchte - was man als Leser ja könnte, im Gegensatz zur Hauptfigur Chanda. Sie muss sich immer wieder dem allen stellen und das tut sie, liebend, mutig und stolz.
Der kanadische Autor dieses gut recherchierten und fundierten Buches hat sich laut Verlagsangaben mehrere Monate in Südafrika, Zimbabwe und Botswana aufgehalten, Projekte zur AIDS-Prävention besucht und Kontakte zu Betroffenen beknüpft. Dies alles macht das Buch glaubwürdig und überzeugend. Dass es einem gerade im zweiten Teil fast zu Tränen rührt, ist seiner literarischen Fähigkeit zu verdanken, eindringlich und berührend zu schreiben. Einziger kleiner Stachel: Warum nimmt sich nicht ein afrikanischer Autor dieses Themas an? Bzw. tun es schon welche, nur wissen wir nichts davon? Denn nach wie vor hat es authentische Literatur aus den Ländern des Südens wohl nicht leicht bei uns.
Zum Buch gibt es bereits ein Unterrichtsmodell als kostenloser Downlowd - nicht zuletzt das sollte Mut machen, dieses Buch in Schule und Unterricht ab Klasse 7/8 zu lesen.