Wolfsgarten

Schlagwörter

• Abenteuer
• Gefühle
• Spannung

Teaser

Mit dem Besuch in ihrem ehemaligen Kinderheim beginnt für Achim und Karl ein spannendes und zugleich gefährliches Abenteuer, das die beiden Jungen in einen geheimnisvollen Garten führt. Als ihnen der Rückweg plötzlich versperrt ist, machen sie sich gemeinsam daran, die Rätsel dieser Parallelwelt zu lösen, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint und heulende Wölfe nichts Gutes verheißen….

Beurteilungstext

Eine dunkelrote Hagebutte mit weißen Tupfen fällt der reglos, wie im Schlaf daliegenden Maria aus der Hand. Demjenigen, der die Frucht in die Erde steckt, wird ein Herzenswunsch erfüllt. Karl und Achim haben einen solchen: Maria, die die Kinder während ihrer Zeit im Kinderheim liebevoll umsorgt hat, möge aus ihrem anhaltenden Tiefschlaf erwachen. Nachdem die beiden Jungen ihre Hagebutte in einen von einer hohen Mauer umgebenen Garten am hinteren Ende der Straße eingepflanzt haben, wird ihnen plötzlich der Rückweg versperrt. Merkwürdige Dinge geschehen in diesem "Wolfsgarten" und bald bemerken die beiden, dass sie sich in einer längst vergangenen Parallelwelt befinden. Viel Mut, Kameradschaft und Ideenreichtum müssen die Freunde aufbringen, um die Rätsel um ein altes Herrenhaus, die darin wohnenden verängstigten Kinder, die strenge Frau Heinrich, gefährlich heulende Wölfe, geheimnisvolle Hohe Herren und weiße und schwarze Schatten zu lösen. Zahlreiche Abenteuer müssen die Freunde bestehen, um sich und andere aus der Gefangenschaft zu befreien und am Ende in ihr bisheriges Leben zurückkehren zu können. Ebenso schnell wie die jugendlichen Helden Karl und Achim werden auch die Leser in eine packende Geschichte hineingezogen. Die überaus gelungene Mischung aus Abenteuer, Fantasy und jüngster Zeitgeschichte ist mit einzelnen märchenhaften Elementen versetzt und verspricht Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Die Handlung ist auch sprachlich gut umgesetzt. Sogar etwas Humor - vor allem in den Dialogen der beiden Freunde - fehlt nicht. Es gibt verschiedene Handlungsstränge mit unterschiedlichen Zeitebenen und wechselnden Perspektiven. Sie bewegen sich aufeinander zu und ergeben im Fortlauf der Geschichte nach und nach ein sich vervollständigendes Bild. Dieser Aufbau erfordert geübte Leser.
Aus der Flut der derzeitig erscheinenden Fantasyromane ragt dieses gute und anspruchsvolle Jugendbuch nicht zuletzt durch seine Vielschichtigkeit heraus. Das strenge Regime der Frau Heinrich versetzt mit der endlos wiederholten Drohung "Wer lügt, den holen die Wölfe" die Kinder in Angst und Schrecken und weckt - zumindest bei den erwachsenen Lesern - Assoziationen zur diktatorischen Staatsform in der DDR. Auch das bis zum körperlichen Zusammenbruch betriebene Lauftraining der Kinder und die Auswahl der Besten durch die Hohen Herren erinnern an die Politisierung des Sports im Sozialismus. Auch wenn sich den jugendlichen Lesern diese Parallelen zur Vergangenheit einschließlich des Mauerfalls möglicherweise nicht erschließen, tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Sie werden sich mit der Suche der Helden nach Wahrheit identifizieren können und die Botschaft des Buches, gemeinsam für Freiheit und Selbstbestimmung einzutreten, auch als Plädoyer für die Freundschaft, Toleranz, Freiheit und Demokratie verstehen.