Woher kommt der Wind
- Autor*in
- Carls, Claudia
- ISBN
- 978-3-86566-125-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Carls, Claudia
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- minedition
- Gattung
- BilderbuchFantastikSachliteratur
- Ort
- Bargteheide
- Jahr
- 2010
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der Wind gehört zum Wetter, wie der Fisch ins Wasser. Er umweht uns und pustet die Wolken durch die Gegend. Aber wo kommt er her? Das fragt Theresa einen fliegenden Frosch, und der findet die tollsten Antworten.
Beurteilungstext
Theresa stellt eine berechtigte Frage: Woher kommt eigentlich der Wind. Er kommt dahergebraust, als hätte er es eilig. Doch wo war er vorher? Was ist sein Ursprung? Wo hat er sich aufgemacht und warum? Theresa fragt keinen geringeren als einen fliegenden Frosch, der gerade vorbeifliegt, und der bleibt die Antwort nicht schuldig. Der Wind kommt, wenn sich die Bäume schütteln, wenn Gardinen flattern und Schiffe segeln. Der Wind kommt, wenn Wölfe niesen und Zwerge streiten. So geht es munter weiter, dem Frosch fallen noch viele Antworten ein.
Zum Teil sind das die Werke des Windes, die hier zu seiner Ursache gemacht werden. Denn eigentlich wehen die Gardinen ja im Wind, sie produzieren ihn nicht. Andere fantastische Szenarien, wie die streitenden Zwerge beispielsweise, lassen nur vage windige Eigenschaften erkennen. So wird es dem Nordwind auch bald zu bunt. "Schluss jetzt!", ruft er. So viel Unsinn hat er noch nie gehört. Doch ehe Theresa ihn persönlich nach seiner Herkunft fragen kann, ist er auch schon weitergezogen.
Dieses fantastische Bilderbuch entführt uns in die Welt des Windes. Die Antworten des fliegenden Frosches bieten Einblicke in das Wesen und das Wirken des Windes. Es ist eine vertraute Welt, die seltsam wird, weil sie den Wind hervorbringen soll. So bekommen bekante Phänomene eine ganz neue Ausstrahlung, weil ihnen eine andere Wirkung nachgesagt wird.
Dieses Spiel mit der Umkehrung und Verdrehung zieht sich durch das ganz Buch. Schon seine Protagonisten sind absonderliche Zeitgenossen. Der fliegende Frosch ist eine fantastische Ausgeburt der Szenerie. Theresas fein ausgearbeitete Gesichtszüge hingegen krönen einen ansonsten eher grafisch vereinfachten Körper, der sich in einem gelben Regenmantel verbirgt. Immer scheint sie mit den Bildern verwoben zu sein, mal indem ihre Haare wie lange Wellen durch das ganze Bild wallen, mal indem sie auf dem Rücken des niesenden Wolfes liegt, selbst vom Fieber geschüttelt, mal, indem nur ihr Gesicht wie ein riesiges Gestirn über den streitenden Zwergen thront.
Diese Effekte erzielen die faszinierenden Bilder der Autorin und Grafikerin durch vielfältige technische Feinheiten, die sie zur Anwendung bringt. So wirken die Bilder wie Collagen der unterschiedlichsten Materialien und Stile. Grafisch dominierte Zeichnungen hinterlegen sonst flächig gestaltete Szenen, in denen Konturen deutlich zu erkennen sind. Darüber überlappen sich teils - mal detailliert, fast fotorealistisch, mal stark vereinfacht und abstrahiert, mal durch spezielle Muster geprägt oder gezeichnete und schablonenhaft gedruckt - die unterschiedlichen Elemente der Bilder, die in den Erzählungen des Frosches zur Sprache kommen. Wie Streifen durchs Bild, alles in Bewegung haltend und miteinander verbindend wird der Wind sichtbar, nicht personifiziert, sondern eher als Teil der Dinge und als verbindendes Merkmal.
So entwickelt das Buch eine Dynamik, die der des Windes nachempfunden scheint. Es ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie ausdrucksstark das Zusammenwirken von Bild und Text auf einen Leser und Betrachter wirken kann und wie vielfältig Bilderbücher heute auch schon oft verarbeitete Themen immer wieder neu aufbereiten können. Es ist unbedingt zu empfehlen.