Wo immer ich gehe, ich nehme dich mit

Autor*in
Rood, Lydia
ISBN
978-3-8000-5027-7
Übersetzer*in
Oidtmann, Peter
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
359
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2003
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ghana, im Jahre 1700. Kofi wird wie viele anderen Schwarzen von holländischen Sklavenhändlern nach Suriname in Südamerika verschleppt. Er ahnt schon, dass er sein Land nie wieder sehen wird. Trotz der Sklavenarbeit in einem fremden Land hängt er immer noch mit ganzen Herzen an seiner Kultur und an seiner Heimat. Erst seine Urururenkel erleben das Ende der Sklaverei und bauen sich in Surinam eine eigene Existenz auf.

Beurteilungstext

Dieser an der Historie angelehnte Roman erzählt auf packende Weise die Geschichte einer ganzen Familie über Generationen hinweg. Über die Geschichten des afrikanischen Spinnengottes Anansi hält die Autorin eine stetige Verbindung zum Ursprungsland der Familie. Die Geschichten spielen eine entscheidende Rolle. Sie geben den verschleppten Sklaven den nötigen Halt und die Kraft, das Märtyrium zu überstehen. Sie halten für die nachfolgenden Generationen die Verbindung zu ihren Ursprungsland aufrecht und verwurzeln diese trotz fremder Heimat in ihrer eigenen Kultur. Sie unterhalten auf Festen, geben Anstoß zum Nachdenken und sind dreihundert Jahre später der Schlüssel dazu, dass Kofi, Helmi und Weston nach Ghana reisen können. Geschickt baut Lydia Rood die Erzählung auf und beschreibt chronologisch in fünf großen Teilen mit jeweils drei Kapiteln die Geschichte Kofis und seiner Nachfahren. Jeder Buchteil widmet sich dem Leben einer anderen Generation, solange, bis sich der Kreis mit dem Besuch der drei Jugendlichen in Ghana wieder schließt. Nicht immer ist sofort zu erkennen, in welcher Verbindung die neu auftretenden Personen der einzelnen Teile zu Kofi stehen. Erst nach einigem Lesen, wird der Verwandtschaftsgrad gelüftet. Dies hält den Leser automatisch “bei der Stange” und macht neugierig. Rood schreibt in der Alltagssprache, in die jedoch häufig afrikanische Begriffe eingeflochten sind. Diese werden nicht im Text, sondern in einem gesonderten Teil am Ende des Romans erläutert. Häufig sind die Wörter jedoch aus dem Zusammenhang heraus zu verstehen, so dass ständiges Nachschlagen nicht erforderlich ist. Ebenfalls am Ende des Buches befindet sich ein Stammbaum von Akuba und Araba, dessen Sohn Kofi ist. Er hilft, ganz besonders gegen Ende des Romans, die Zusammenhänge noch besser zu begreifen, die Zeitlücken gedanklich zu schließen und führt den Lauf der Geschichte bildlich vor Augen. Trotz der alltäglichen Sprache ist der Roman nicht immer leicht zu lesen. Er erfordert an manchen Stellen schon einige Konzentration und kann nicht immer einfach nebenher gelesen werden. Zeitweise sind einige Passagen etwas langatmig und ungeduldige Leser können leicht zum “Überblättern” einiger Seiten ermuntert werden. Trotzdem ist die Geschichte an sich spannend und lebendig erzählt. Man kann sich leicht in das Lebensgefühl der Schwarzen einfühlen und sich jederzeit in ihre Lage hineinversetzen. Der Roman regt an, sich Gedanken über die Gleichstellung aller Menschen, deren Würde und die Existenzberechtigung eines jeden, ganz gleich welcher Hautfarbe, zu machen. Auf einfühlsame Weise wird die Problematik des Rassismus thematisiert und bietet vielerlei Gesprächsstoff. Alles in allem, ist das preisgekrönte Buch ein “Volltreffer” für jeden, der sich geschichtlich interessiert oder sich mit dem Leben der afrikanischen Sklaven näher beschäftigen möchte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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