WIR sind die Wahrheit
- Autor*in
- Götz, Andreas
- ISBN
- 978-3-7915-0148-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 288
- Verlag
- Dressler
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 17,00 €
- Bewertung
Teaser
In „WIR sind die Wahrheit“ wird in einem Roman geschildert, wie sich Einstellungen und Meinungen zum Thema Migration sehr schnell wandeln können. Leah, die Zwillingsschwester von ihrem zusammen geschlagenen Bruder, Noah, wird von einer Gruppe junger Erwachsener eingeladen, die Sichtweise zur Unterstützung von Migranten zu überdenken.
Leah sucht die Wahrheit hinter dem brutalen Überfall auf ihren Zwillingsbruder, der seither im Koma liegt. Durch die Kontakte zu einem scheinbar harmlosen Diskussionskreis gerät Leah immer mehr in die Abhängigkeit der Gruppe und merkt erst sehr spät, dass sie nur benutzt werden soll, um die rechtsradikalen Meinungen öffentlich zu unterstützen.
Beurteilungstext
Leah, die Zwillingsschwester von Noah, ist erschüttert vom Zustand ihres Bruders, der nach einer schlimmen Schlägerei im Koma liegt. Sie will mehr über die Hintergründe erfahren und erhält zunächst anonymisierte „snapchats“, die von ihrem Bruderselbst gesprochen sind, der ihr Meinungs- und Weltbild erschüttern, dass man Flüchtlingen Hilfe leisten sollte. Denn Noah fühlte sich zu einer neuen Gruppe hingezogen und hatte dort Freunde gefunden, die ihn stark beeinflusst haben, gegen Migranten und Flüchtlinge zu hetzen.
Leah lernt diese jungen Erwachsenen im Hinterzimmer einer Kneipe kennen, die in Diskussionen die „Wahrheit“ herausfinden wollen. Sie nennen sich „die Adler“ und sehen keineswegs wie martialische Schläger aus. Sie wollen im Gegensatz zu den offiziellen Berichten in den Medien, die angeblich nur Migranten unterstützen, vor Überfremdung warnen.
Leah fühlt sich von dem netten und charismatischen Alexander angezogen und verliebt sich in ihn. Mit dessen Schwester Sandra fühlt sie sich bald verbunden. Dabei merkst sie nicht, dass die Gruppe, die einen Protestmarsch für ihren Bruder Noah organisieren will, dass sie als „Zugpferd“ und Betroffene benutzt wird und dass die Gruppe ganz andere, gefährlichere Ziele hat.
Im letzten Kapitel „Die Wahrheit“ hat der Autor die Hintergründe dieser Gruppendynamik aufgedeckt und als Noah aus dem Koma aufwacht, schildert er die wahren Hintergründe der Schlägerei und kann die Täter benennen.
Leah, die in ihren Zweifeln als Suchende zu ihrem eigenen Ich dargestellt wird, ist sehr glaubhaft geschildert, auch die meisten anderen Charaktere sind gut getroffen. Die Argumente der Diskussionsgruppe erscheinen zunächst als nachvollziehbar und harmlos, doch daraus entwickelt sich ein Hass auf alle Ausländer, Migranten und Flüchtlinge. Insofern bleibt der Autor mit seiner fiktiven Geschichte ziemlich nahe an realen Ereignissen von Fremdenhass, die in ihrer Konsequenz erschreckend ist.
Dem Autor gelingt es sehr realistisch, die gewaltbereiten Tendenzen von rechtspopulistischen Gruppen zu skizzieren. Gleichzeitig ist ihm ein spannender Roman gelungen, den man kaum aus der Hand legen konnte. Das Buch könnte auch als Diskussionsgrundlage über das Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland dienen.