Wir leben im Libanon

Autor*in
Kochka,
ISBN
978-3-86873-002-9
Übersetzer*in
Enderle, Regina
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Duffet, Sophie
Seitenanzahl
48
Verlag
Knesebeck
Gattung
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
11,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erzählendes Sachbuch über den Alltag dreier Kinder im Libanon mit vielen Illustrationen und Bildern.

Beurteilungstext

Drei libanesische Kinder, Jumana, Omar und Alia, werden in diesem Buch vorgestellt und repräsentieren die wichtigsten religiösen und kulturellen gesellschaftlichen Gruppen im Libanon: Die sunnitischen und schiitischen Muslime und die Christen, die laut Angaben im Buch ca. 40 % der libanesischen Bevölkerung stellen. Den Portraits vorangestellt sind Informationen über das Land (Geografie, Klima, Bevölkerung, Religionen usw.), die Geschichte und die komplizierte, immer wieder durch kriegerische Auseinandersetzungen insb. mit Israel bestimmte, politische Situation, von der die Kinder und ihre Familien auch nicht verschont bleiben. Etwas zu kurz kommen Informationen zur wirtschaftlichen Situation. Eine Information zur Analphabetenquote von 88 % im Jahr 2005 (S. 20) ist sicherlich einem Druckfehler geschuldet, denn andere Quellen geben umgekehrt ca. 88 % Alphabetisierungsquoten für den Libanon an, was mir doch realistischer vorkommt.
In dem sehr anschaulich und liebevoll mit Zeichnungen und Fotos gestalteten Buch aus der Reihe "Kinder der Welt" erfährt der Leser viel Neues, was ihm einen besseren und vorurteilsfreien Blick in eine doch recht fremde Welt eröffnet: Welche Rolle die Familie und insb. die Großmütter für die Kinder spielen, wie sich ihr Alltag (Schule und Freizeit) gestaltet, wie man in Beirut wohnt und lebt oder in den Bergen, was man isst und welche Rolle die Religion für sie spielt - all dies wird ohne Klischees erzählt. Neben den Alltagsgeschichten über die Kinder und ihre Familien spielt die Darstellung der Städte Beirut, die lärmende im Wiederaufbau begriffene Hauptstadt, der Hafenstadt Tripoli im Norden und Tyros, einer phönizische Gründung im Süden eine wichtige Rolle im Buch.
So leistet dieses Kinderbuch etwas, was selbst uns erwachsenen Lesern mit den Fernsehbildern über Konflikte und Kämpfe in und um Beirut, das man als Ruinenstadt mit bewaffneten und kämpfenden jungen Männern im Kopf hat, gut tut: Nämlich dieses Land und seine Bewohner einmal anders sehen und wahrnehmen zu können und nicht nur als Konfliktherd im Nahen Osten.
Besonders an Alias Familie, die unmittelbar vom Krieg 2006 betroffen war und als Flüchtlinge einige Zeit in Beirut lebte, wird aber auch deutlich, dass es trotz Waffenstillstands noch immer keinen sicheren Frieden gibt.
Die Haltung der Macher dieses sehr empfehlenswerten Kinderbuches ist von einer tiefen Friedenssehnsucht geprägt, die auch in der Danksagung des Autors an den Verlag zum Ausdruck kommt. Deshalb kann man die kleine Ungleichgewichtigkeit in den Kinderportraits (Die christliche Jumana bekommt genau so viele Seiten wie die beiden muslimischen Kinder Omar und Alia zusammen!) leicht verzeihen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010