Winterkind und Herr Jemineh

Autor*in
Brasch, Marion
ISBN
978-3-96428-212-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Deutsch
Illustrator*in
Weise, Elinor
Seitenanzahl
120
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
Buch (gebunden)ErstlesebuchErzählung/Roman
Ort
Berlin
Jahr
2024
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mit ihrem Freund "Herr Jemineh", der in ihre Manteltasche passt, lebt das Mädchen Winterkind ganz allein in Winterstadt und lässt sich auf das Leben ein. Was so alles passieren kann, wenn das Frühstück nicht vorbeikommt, dafür aber ein großes Schiff, oder wenn sich irgendwo ein Zauberwürfel anfindet, ergibt eine erstaunliche, abenteuerlustige und wunderbar witzige Geschichte.

Beurteilungstext

Winterkind hat keinen anderen Namen als diesen und scheint auch keinen zu brauchen. Es lebt im Hier und Jetzt, da spielen Hintergrund und Geschichte keine Rolle. Wer morgens aufwacht, braucht ein Frühstück. Wer den ständig nörgelnden Herrn Jemineh beruhigen will, muss sich etwas einfallen lassen. Und wer Augen und Ohren offen hält, findet immer etwas, was sie/er gebrauchen kann. Da gibt es auf einer Parkbank ein bisschen was zu essen, da liegt ein seltsamer Zauberwürfel auf der Straße, da eilt eine sprechende Ratte, die weder dreckig noch bösartig ist, spontan zu Hilfe.

Als Winterkind und Herr Jemineh feststellen, dass sie mittels des Zauberwürfels alle Sprachen verstehen können, folgen sie zwei Matrosen, die in einer Fremdsprache vom Seemannsleben schwärmen, auf ihr Schiff. Freundlich wird Winterkind vom Kapitän und seiner Mannschaft willkommen geheißen. Der Koch stellt Winterkind gleich als Küchenmädchen ein. Herr Jemineh muss noch ein Weilchen als blinder Passagier versteckt bleiben. Auch hier gibt es eine hilfsbereite und sehr gescheite Ratte, die Winterkind bei einem Unfall ärztlich versorgt.
Als das Schiff auf einer einsamen Insel landet, erleben Winterkind und Herr Jemineh endlich das ersehnte Abenteuer. Affen, Glühwürmchen, ein Flughund - der Dschungel ist voll mit Tieren, deren Sprache Winterkind und Herr Jemineh mühelos verstehen können.

Apropos Sprache: Die Dialoge zwischen Winterkind, Herrn Jemineh und den Seeleuten sind ausgesprochen witzig, denn Winterkind und Herr Jemineh nehmen sprachliche Logik ernster als die Realität des Lebens. Dass Herr Jemineh nicht blind ist, obwohl er als blinder Passagier reist, wird Winterkind nicht müde zu betonen. Thunfische sind eigentlich "Turnfische", weil sie früh morgens im Meer springen, also Frühsport treiben und man sie deshalb keinesfalls essen darf, findet das Mädchen. Noch lustiger wird die Begegnung mit den Affen im Dschungel der einsamen Insel. Noch nie etwas von Rüttelscheimen - äh, Schüttelreimen - gehört? Dann wird es Zeit. Die Klammeraffen - vielmehr die "Ammerklaffen" verdrehen alle Wörter, schütteln die Silben durcheinander. Da ist die Rede von "Scheingenappter Weberlurst", der der Frage, ob es "Dunkelnis" oder "Finsterheit" oder andersherum heißt, keine Bedeutung zumisst.

Diesem Sprach- und echten Dschungel entkommen, müssen Winterkind und ihr Freund sich noch einen Hai anhören, der eines Schneidezahns verlustig gegangen ist. Wie das klingt? Das sollte man sich unbedingt in diesem Buch selber anlesen. Da wartet ein großes Vergnügen auf Kinder, die in dieser Hinsicht aufgeschlossen sind, auch wenn sie einige Erklärungen für die Sprache der "Ammerklaffen" brauchen sollten.
Wie die Geschichte ausgeht? Ungefähr so, wie sie angefangen hat: Winterkind und Herr Jemineh in der verschneiten Winterstadt auf der Suche nach Frühstück und einem neuen Abenteuer. Was es wohl dieses Mal sein wird? Wir erfahren es nicht, es gibt keine Fortsetzung. Wie schade.

Begleitet wird die Geschichte von ganzseitigen, gedämpft-farbigen Illustrationen, die den Text erläutern und meistens eine bestimmte Szene einfangen. Für noch nicht so geübte Leser*innen kann das eine Hilfe sein. Hübsche Schwarz-Weiß- oder sparsam farbige Illustrationen sind nicht selten in den Text eingestreut und geben noch mehr Orientierung. Das Buch hat ein kleines, handliches Format und große Schrift. Die Kapitelüberschriften sind in Blau gehalten, sehr inhaltsreich und großformatig gestaltet. Erstleser könnten sich schon an das Buch heranwagen, wenn sie einigermaßen sattelfest sind und die sprachlichen Witzeleien verstehen. Auch ältere Leser bzw. Erwachsene dürften ihren Spaß haben, wenn sie sich, genau wie das Winterkind, einlassen, auf das, was kommt und nicht nach Informationen suchen, die für das vergnügliche, ausschließlich gegenwartsbezogene Leben des unbefangenen Winterkinds gänzlich überflüssig sind.

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Diese Rezension wurde verfasst von Susanne Hoffmann; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 31.03.2025