Wie’s auf dem Mond zugeht
- Autor*in
- Kaleko, Mascha
- ISBN
- 978-3-414-82224-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Ballhaus, Verena
- Seitenanzahl
- 80
- Ort
- Köln
- Jahr
- 2010
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 9,95 €
- Bewertung
Teaser
"Wie's auf dem Mond zugeht" ist der zweite Gedichtzyklus, den Mascha Kaléko in den 50er Jahren für ihren Sohn Steven schrieb. 35 Jahre nach ihrem Tod erscheinen diese Gedichte in der Reihe "Gedichte für neugierige Kinder" im Kölner Boje Verlag. Die Gebrauchs- und Alltagslyrikerin Kaléko malt gekonnt mit Worten kindliche Vorstellungen sowohl über das Leben anderswo als auch über die Alltagswelt vom Wetter bis zu den Nachbarn aus.
Beurteilungstext
Einfangen der pulsierenden Weltstadt Berlin, lyrische Erfassung des modernen Alltags in der Weimarer Republik und zeitlose, großartige Formulierungen wie "In meinen Träumen läutet es Sturm" - dafür wird die Dichterin Mascha Kaléko bis heute geschätzt. Dass sie auch Kindergedichte verfasst hat, ist sicherlich nur wenigen bekannt. So ist es dem Verlag hoch anzurechnen, dass er diese Autorin in seiner insgesamt sehr löblichen Kinderlyrikreihe veröffentlicht.
Allerdings gehören vermutlich eine gewisse eigene Neugierde und ein bildungsbürgerliches Elternhaus dazu, dass Kinder diesem Gedichtband überhaupt erst begegnen und dieses Aufeinandertreffen fruchtbar verläuft. Denn einige Hürden sind schon zu bewältigen. Das Tischgebet beispielweise fordert heutige Leser sicherlich syntaktisch und grammatikalisch - darin bekommen sie es mit Inversion, Nebensätzen, Dativen und dem Präteritum starker Verben zu tun. Auch müssten wohl manche aus der Mode gekommenen gesellschaftlichen Rituale wie das Hut ziehen zur Begrüßung oder einige Begriffe wie "Samowar", "Damasttücher" oder "infam" erklärt werden, damit bei den jungen Lesern nicht zu viel Frust entsteht. Dann aber werden die Sinneswahrnehmungen bei Regen geschärft, der Dialekt der Nachbarin scharf beobachtet und analysiert oder gute Laune durch ein Schlechtwetterlied erzeugt. Besonders gut gelungen sind die teils fast schon absurden und typisch kindlich übertriebenen Vorstellungen vom Leben in fremden Ländern oder im Zirkus. "Wie's auf dem Mond zugeht" wird fantasievoll und lautmalerisch ("kalbfleischfressende Kakteen") ausgemalt in dem Titel gebenden Gedicht. .
Die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Illustratorin Verena Ballhaus versucht nicht diese Sprachwelten vollständig und eins zu eins in Bilder umzusetzen, sondern greift in ihren in den zwei Farben schwarz und orange gehaltenen Illustrationen zumeist ein bis zwei Aspekte auf. Damit gelingt es ihr, die Wirkung der sprachlichen Mittel zu intensivieren und ihnen zugleich weitere Lebendigkeit zu verleihen. Beispielsweise meint man bei den Fröschen und Pilzen, die Kaléko und Ballhaus regnen lassen, jeden individuell gestalteten Frosch hören zu können. So wird die Lektüre zu einem ganzheitlichen Erlebnis.
Auch der teils nach heutigem Ermessen etwas zu deutlich erhobene didaktische Zeigefinger in den Gedichten ("Der Schmutzfink, das seht auch ihr, ist kein sehr beliebtes Vogeltier") wird durch Ballhaus' Illustrationen abgemildert. Denn humorvoll und witzig wirken beispielsweise die "Teufelshörnchen", die die menschlichen Gestalten tragen, und die sich nicht durch die Texte erklären lassen.
Ein kleines, feines, kunstvolles Buch für wirklich neugierige Leser ab etwa fünf Jahren ohne Altersgrenze, das seine ganze Wirkung vielleicht erst auf den zweiten Blick entfaltet.