Wieke & Ken
- Autor*in
- Koch, Karin
- ISBN
- 978-3-7795-0666-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 130
- Verlag
- Peter Hammer Verlag
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Wuppertal
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,00 €
- Bewertung
Teaser
Wieke würde am liebsten mit ihrem Vater allein in den Urlaub fahren. Sie ist genervt von Xandra, der neuen Freundin ihres Vaters, deren fünfjähriger Tochter Bille und Ken, ein Junge aus Nigeria, den sie doch eigentlich gar nicht kennt. Gemeinsam verbringen sie den Urlaub in einem Ferienhaus in Italien. Hier kommt es zu allerlei Missverständnissen aber auch zu der ein oder anderen amüsanten Situation.
Beurteilungstext
Konsequent abwechselnd wird die Geschichte aus der Sicht Wiekes und Kens erzählt. Das wirkt jedoch keineswegs redundant, vielmehr nutzt die Autorin die Chance Leerstellen zu lassen, die in der folgenden Perspektivierung bearbeitet werden. Zum Beispiel, als Ken beschuldigt wird, ein Dieb zu sein: Die Situation, die ihn fälschlicherweise verdächtig werden lässt, kann der Leser/die Leserin zweimal erleben und sich so besser in Wieke und Ken hineinversetzen.
Ken und Wieke sind sich zunächst einander ziemlich fremd und das liegt nicht an der unterschiedlichen Herkunft, viel eher daran, dass zwei Kinder bzw. Jugendliche, die sich nicht kennen, die nächsten Wochen einen gemeinsam Urlaub verleben. Dabei scheinen alle mit ihren eigenen Problemen beschäftigt zu sein: Wieke ist genervt von Xandras Fürsorglichkeit für Bille und Ken und hadert mit der Trennung ihrer Eltern. Ken erlebte die Fluchterfahrung und begegnet immer wieder Vorurteilen, Uninformiertheit „Was alle über Afrika denken und überhaupt nicht stimmt“ (S. 20) und Alltagsrassismus. Vieles bleibt jedoch unausgesprochen, sogar die Frage, ob zum Essen gerufen wird oder man alleine kommt, bleibt ungeklärt und so wird Ken das Essen vor seine Tür gestellt. Diese Zurückhaltung macht die perspektivierten Erzählungen aber noch interessanter und gibt Raum für die Artikulation des Nichtverstandenen und Seltsamanmutende.
Später jedoch reicht es Ken und er haut ab, wird jedoch von einem Unwetter überrascht und Wieke ist es, die ihm hinterher geht und so mit zu seiner Rettung beiträgt. Am Ende gibt es jedoch nicht die alles überdeckende Harmonie, sondern den Anfang für ein besseres Zusammenleben und diese Betonung des Realistischen tut der Geschichte gut. Ebenso wie die Einschübe in Kens Migrations- und Fluchterfahrung, die er oft aufzählungsweise an vier bis fünf Bestandteilen (Orte, Dinge u.a.) beschreibt, sind interessant und bilden eine Metaebene zu der eigentlichen Geschichte.
Insgesamt liegt hier ein sehr empfehlenswertes Buch vor, das insbesondere durch die verwendeten Erzählperspektiven innovativ ist. Verschiedene Problemlagen erhalten Raum und werden sensibel ohne den Anspruch, dass am Ende der Geschichte alle Probleme gelöst sein müssen, thematisiert. Durch die Reflexionen Kens wird eine weitere Erzählebene geschaffen, die auch zu eigenen Reflexionen einlädt.