Wie wilde Gräser

Autor*in
Zeeck, Anna Xiulan
ISBN
978-3-940307-27-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
186
Verlag
Desina
Gattung
Ort
Oldenburg
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kinder ohne Eltern sind ""wie wilde Gräser"", müssen aus eigener Kraft wachsen, ohne Pflege, schreibt Anna X. Zeeck. Sie erzählt aus dem China von heute, von Kindern auf dem Land, die von ihren Eltern zurückgelassen wurden. Die Not zwingt die Erwachsenen in die Städte, die Kinder bleiben bei Großeltern oder Verwandten zurück, so wie das 13-jährige Mädchen Tongli, die nun schon im 8. Jahr bei ihrer Großmutter lebt.

Beurteilungstext

Die sehr bewegende Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, auf der 2011 veröffentlichten Volkszählung und nicht zuletzt auf eigener Anschauung. Die Autorin stammt aus China, lebt aber inzwischen in Deutschland. Chinas Wirtschaft wächst in einer Schnelligkeit, dass dabei nicht nur ""Gewinn(l)er"" entstehen, sondern - wie so oft - die ärmere Bevölkerung die Lasten tragen muss. Die zugewiesenen Anbauflächen für die normale Landbevölkerung sind zu klein, um eine Familie zu ernähren. Also bleibt den Eltern nichts anderes übrig, als sich in den Städten für eine Arbeit zu verdingen, die ein eigenes Überleben ebenso nur knapp ermöglicht. Auf der Strecke bleiben die zurückgebliebenen Alten - und vor allem die Kinder.
Tongli war 5 Jahre alt, als ihre Eltern sie in der Obhut der Großmutter zurückließen. Der Vater arbeitet unter schwierigsten Bedingungen als Bauarbeiter in Peking, seine Frau versorgt ihn so gut sie kann. Die Unterkunft ist klein und menschenunwürdig.
Das erfahren wir erst spät und nur, um die Frage nach der Schuld für das Elend genauer zu beleuchten. Hauptpersonen der Geschichte sind Kinder auf dem Sprung zu Jugendlichen.
Tongli muss täglich rund eineinhalb Stunden in den frühen Morgenstunden zu Fuß durch die Wildnis zur Schule gehen, abends in umgekehrter Richtung zurück. Ihr Freund und Klassenkamerad Lin Kai lebt seit Kurzem im Internat, sodass sie den Weg allein gehen muss. Am Beispiel dieser beiden Kinder sowie Tonglis Freundin Tao Jia und deren Freund Luo Jun, der sich der kriminellen Bande um ""Großer Zang"" (16 Jahre alt) nicht entziehen konnte und später ein halbes Jahr in einem Umerziehungslager verbringen muss, leben und leiden wir mit: versuchte Vergewaltigung, Unfälle, Krankheit, Hartherzigkeit, (versuchter) Selbstmord, Unwetter und deren Folgen, Tod. Dagegen steht die Liebe, die Achtung des Alters und der traditionellen Werte sowie eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung - auch und besonders der Kinder.
Anna Xiulan Zeeck schreibt von den vielen kleinen positiven Dingen und den Gefühlen und Sehnsüchten, die uns fremd erscheinen mögen. Auch die Kinder tragen ihr Herz nicht auf der Zunge, wissen aber Blicke und Verhalten zu deuten und zu helfen. Der Zusammenhalt zwischen Großeltern und Enkeln wie zwischen den Kindern ist groß, die Last, neben dem eigenen Kind auch noch eine Nichte mit durchzufüttern, führt dagegen evtl. zur Ablehnung, ja, sogar zur Ausbeutung. Tao Jia erfährt das sehr schmerzhaft.
Eine sehr positive Rolle wird der Lehrerin, Frau Li, zugedacht. Sie versteht nicht nur die Sorgen und Nöte der Kinder, sondern kümmert sich auch noch außerhalb der Schule, wenn es wirklich wichtig wird.
Die uns fremde Welt wird durch die Personifizierungen ein bisschen aufgehellt. Gern möchten wir helfend mit eingreifen und können kaum verstehen, dass zum Beispiel telefonischer Kontakt kaum möglich ist und der Kauf eines gebrauchten Fahrrads für umgerechnet 35 Euro ein großes Ereignis ist. Die Geschichte spielt nicht etwa vor 100 Jahren, sondern vom Spätsommer bis zum Herbst 2012.
Die Kapitel sind für nicht so Lesegeübte angenehm kurz und in dem Zusammenhang ist besonders zu erwähnen, dass der Verlag dem Buch ein Lesebändchen spendierte - sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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