Wie weit ist es nach Babylon
- Autor*in
- Fox, Paula
- ISBN
- 978-3-414-82157-7
- Übersetzer*in
- Jakobeit, Brigitte
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 124
- Verlag
- –
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Köln
- Jahr
- 2009
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
James wächst in New York in einfachen Verhältnissen auf. Seit seine Mutter krank ist, lebt er bei seinen drei Tanten. Seinen deprimierenden Lebensumständen versucht er zu entkommen, indem er sich in eine Traumwelt fantasiert, in der er als afrikanischer Prinz auf dem Rückweg in seine Heimat ist. Doch eines Tages geht James einer Bande Jungen ins Netz, die ihn für ihre dubiosen Geschäfte nutzen wollen. Kann er ihren Fängen entfliehen?
Beurteilungstext
Gemeinsam mit seinen drei Tanten Althea, Paul und Grace lebt James in einem kleinen Zimmer in New York. Seine Mutter hat er seit Monaten nicht mehr gesehen, seit sie schwer krank ins Krankenhaus gebracht wurde. James hasst die Schule und sucht Wege, dem Unterricht zu entkommen. Manchmal zieht er sich in ein altes, leer stehendes Haus zurück, wo er im Keller seinen Fantasien nachhängen kann. Denn James träumt davon, ein afrikanischer Prinz zu sein. In seiner Traumwelt ist seine Mutter gar nicht krank, sondern sie ist ihm nur vorausgereist, um seine Rückkehr nach Afrika vorzubereiten. Denn er und andere afrikanische Prinzen sollen nun endlich wieder in ihre eigentliche Heimat zurückkehren können.
Eines Tages begegnet er allerdings Blue, Stick und Gino. Sie zwingen James, die Hunde argloser Menschen zu entführen, die sie später gegen eine Belohnung zurückgeben wollen. Dann entführen sie James zu ihrem Unterschlupf, der in scheinbar unendlicher Ferne am atlantischen Ozean in einem - zur Zeit geschlossenen - Vergnügungspark liegt. Die Begegnung mit dem Meer wird für James zur Offenbarung, denn dahinter liegt Afrika und irgendwo dort draußen muss seine Mutter zu finden sein.
Schließlich gelingt James die Flucht und er kommt - nach einer eintägigen Odyssee - zurück nach Hause. Dort wartet große Erleichterung auf ihn und eine Überraschung: denn seine Mutter ist zurückgekehrt. Zwar kommt sie nicht, um ihn nach Afrika zu begleiten, aber das ist in dem Moment nicht mehr von Belang. Denn nun scheint James wieder in seiner Wirklichkeit angekommen zu sein, die nun auch ohne königliche Rückkehr eine Zukunft zu haben scheint.
Der kleine James in Paula Fox' Geschichte lebt in zwei Welten - einer äußeren und einer inneren. Er kennt den Unterschied zwischen der äußeren Welt, der Wirklichkeit, die ihn umgibt, und der inneren Welt seiner Gefühle und Fantasien. Und gerade diese Diskrepanz ist auch der Widerstreit, dem er sich immer wieder ausgesetzt fühlt. So sucht er sich Momente und Orte, an denen er eins mit seinen inneren Vorstellungen werden kann und in denen die innere Welt auf die äußere übergreift, sie vereinnahmt und er endlich ganz und echt sein kann - in einer Welt der Hoffnung. Durch die drei Jugendlichen Gino, Stick und Blue brutal aus dieser Welt gerissen, wird James an einen Ort gebracht, der ihn zutiefst beeindruckt: das Meer. Denn dort scheint die Wirklichkeit, die äußere Welt plötzlich tatsächlich an die innere Welt zu stoßen. Hier scheint es den ersehnten Übergang zu geben. Und von dort ausgehend kann er auch den Rückweg antreten, hin zu den Tanten und der Mutter. Und dieser Rückweg, der auch eine Flucht ist, ist auch der Weg zurück in die Wirklichkeit, die mit der Mutter wieder zur bestimmenden Ebene seines Bewusstseins zu werden scheint.
Durch die Augen des Jungen erleben die Leser dieser Geschichte ein Abenteuer, das nur vordergründig die Abgründe einer amerikanischen Unterschichtenkindheit in den Blick nimmt. Vielmehr ist es eine Suche nach den eigentlichen Orientierungspunkten, auf die sich James begibt. Hier werden seine Entführer zu Wegweisern und die Entführung selbst zum Aha-Erlebnis. Und der Ausflug ins Land der Träume wird schließlich zur möglichen Rückkehr in das New York des zwanzigsten Jahrhunderts. So liegt hier eine interessante Geschichte vor, die ganz leicht erzählend ihren Lesern doch Einiges zu denken aufgibt.