Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft! Kunst, Gedichte und mehr für Kinder und Erwachsene

Autor*in
Roeder, Annette
ISBN
978-3-7913-7479-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Prestel
Gattung
Buch (gebunden)Lyrik
Ort
München
Jahr
2021
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
26,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Diese Anthologie setzt Maßstäbe. Die süddeutsche Illustratorin und Kinderbuchautorin Annette Roeder hat einen wunderbaren Band zusammengestellt, der auf 160 Seiten fast ebenso viele Gedichte, Geschichten, Zeichnungen und Gemälde versammelt, die sich allesamt mit Motiven der Nacht beschäftigen. Die vom Prestel-Verlag hochwertig ausgestattete Hardcover-Ausgabe lädt zum wiederholten Schmökern ein.

Beurteilungstext

Den Titel hat Roeder Shakespeares Komödie „The Merchant of Venice“ entlehnt, in dem es programmatisch heißt:
„Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft! 
Hier sitzen wir und lassen die Musik 
Zum Ohre schlüpfen; sanfte Stille und Nacht, 
Stimmt zu den Klängen süßer Harmonie.“
Die Orientierung in dieser Vielfalt erleichtern die sechs Großkapitel des Bandes, deren Titel den jeweiligen Fokus offenbaren: „Zur blauen Stunde“, „Zartbunter Traumzauber“, „Nachttiere und Tiernächte“, „Gänsehäutiges Gruselgrauen“, „Gedankenspiele für Schlaflose“ und „Silbersüßer Mondlichtschlummer“. Die Auswahl speist sich weitgehend aus der neuzeitlichen europäischen Kulturgeschichte, wobei vor allem die Zusammenstellung der Gemälde und Zeichnungen einen gesamteuropäisch-westeuropäischen Einschlag hat und die Textauswahl sich vor allem bei der deutschsprachigen Literatur bedient. Zu sehen gibt es dementsprechend Kunst von Max Ernst, Johann Heinrich Füssli, Caspar David Friedrich, Henri Rousseau, Claude Monet, Paula Modersohn-Becker oder Georgia O’Keeffe; zu lesen Geschichten von Otfried Preußler, Ursula Wölfel oder Leo N. Tolstoi bzw. Gedichte von Joachim Ringelnatz, Rainer Maria Rilke, Paula Dehmel, Clemens Brentano oder Mascha Kaléko.
Zwar decken die Beispieltexte und -bilder fast die gesamte Neuzeit ab, aber der Band zeigt eine doch recht unverhohlene stilistische und thematische Affinität zur Romantik, was angesichts des bandübergreifenden Kernthemas auch nicht sonderlich verwundert. Großartig ist, wie nahtlos hier Texte, die eher Erwachsene adressieren, in Texte aus der Kinderliteratur oder Kinderlyrik übergehen. So folgt ein Auszug aus Preußlers Kinderroman „Der kleine Wassermann“ auf zwei Gedichte von Eduard Mörike („Um Mitternacht“: Gelassen stieg die Nacht ans Land, [//] Lehnt träumend an der Berge Wand) und Robert Gernhardt („Verlassen stieg die Nach an Land, [//] der Tag war ihr davongerannt. [//] Durchs Dunkel tönte ihr Geschrei, [//] wo denn der liebe Tag wohl sei“) – verbunden durch das abstraktionistische Gemälde „Die Nacht“ von Alexej von Jawlensky und eine Landschaftsmalerei von Adam Elsheimer, der eine nächtliche Szene aus der biblischen „Flucht nach Ägypten“ darstellt. (Diese hat übrigens auch Preußler selbst auf parodistische Weise aufgegriffen, indem er in seiner Sage „Die Flucht nach Ägypten“ die Jesus-Eltern quer durch Mitteleuropa irren lässt.) Auch James Krüss, Josef Guggenmos und Paul Maar haben Gastauftritte.
Die Präsenz kinderliterarischer Texte dürfte ein Grund sein, warum der Band im Imprint Prestel Junior erscheint. Seine Aufmachung adressiert aber eher erwachsene Käufer, wenngleich die Zusammenstellung in der Tat dem All-Age-Anspruch des Untertitels gerecht wird.
So oder so: Wer will, kann sich in bildungsbürgerliche Erwägungen über den Zusammenhang der Bild- und Textauswahl hineinsteigern – oder schlicht die ästhetisch wie inhaltlich äußerst gelungene Zusammenstellung genießen. Und genießen dürften fast alle Altersgruppen den Blick in den Band, dessen Anschaffung dementsprechend uneingeschränkt empfohlen wird.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Philipp Schmerheim; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 28.06.2022

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