Wie ich es will

Autor*in
Bredow, Katharina vo/ Dörries, Maike
ISBN
978-3-407-74195-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
270
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die 15-jährige Jessica betrinkt sich auf einer Party und wird beim ersten Sex schwanger. Ihre nächsten Vertrauten raten zur Abtreibung, aber sie will das nicht.

Beurteilungstext


Die Hauptperson in dieser Geschichte ist die 15-jährige Jessica, welche zu Anfang noch ein ganz normales, liebeskrankes Mädchen ist. Mit ihrer Freundin Louise redet sie über ihren Schwarm Arvid, wie sie ihn ansprechen soll, was auf der Party passieren könnte… doch niemals haben sie erwartet, dass es bis zum Sex kommt.
Es ist Jessicas erstes Mal, und außerdem ist sie sehr betrunken, wie er auch. Verhütung spielt in dem Moment keine Rolle, was dazu führt, dass Jessica schwanger wird.
Zuerst will sie es einfach nicht wahrhaben. Zu schockiert ist sie von den Ereignissen. Doch dann prüft sie und kann nicht länger die Augen davor verschließen. Sie redet erst mit ihrer Freundin darüber, dann mit ihrer Mutter. Alle gehen davon aus, dass Abtreibung die einzig logische Konsequenz sei.
Doch dann fängt Jessica an, darüber nachzudenken - und entscheidet, dass sie keine Abtreibung will.
Damit fängt das ganze Drama erst richtig an. Mal ganz davon abgesehen, dass eine 15-jährige wegen einer Dummheit beim ersten Mal schwanger wird, noch dazu völlig betrunken, reicht offensichtlich noch nicht. Nein, nun muss ihr das Leben auch noch wegen ihrer Entscheidung für das Kind zur Hölle gemacht werden. Denn sowohl ihre beste Freundin als auch ihre Mutter halten sie nun für wahnsinnig und entziehen ihr all ihre Unterstützung. Gerade das Verhalten der Mutter wirkt sehr realitätsnah. Sie will einfach nicht dabei sein, weil sie all das nicht erträgt, sie drohte Jessi sogar, sie vor die Tür zu setzen.
Ihr Freund Arvid macht mit ihr Schluss, begründet es mit "ich muss doch auch an meine Zukunft denken". Jessi steht alleine da.
Nein, nicht ganz alleine. Ihre Hebamme, Lena, unterstützt sie. Sie führt ihr vor Augen, was sowohl der Eingriff der Abtreibung als auch die Schwangerschaft, die Geburt und das Dasein des Babys für Folgen haben. Doch sie beeinflusst Jessi nicht, sondern überlässt ihr die Entscheidung, akzeptiert sie.
Louises Mutter ist ebenfalls schwanger und sie unterstützt Jessi, geht mit ihr zur Beratung, redet mit ihr, ist für sie da. Und dann nach einer Weile haben sich auch Freundin Louise und Jessicas Mutter wieder beruhigt.
Am Ende wird - fast - alles gut. Arvid kommt mit der Situation immer noch nicht klar und ist nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen. Doch Louise und Siv sind bei Jessi, und sie weiß, dass sie nicht alleine da steht mit dem kleinen Baby.

Die Autorin erzählt eine unglaublich realistische Geschichte. Besonders verstörend fand ich den Kampf um "die Erlaubnis", ihr eigenes Kind behalten zu dürfen. Jessi entscheidet sich für das Kind, und obwohl es nicht wie eine sonderlich kluge Entscheidung erscheint, so ist es immer noch, was sie für richtig hält. Wenn sie mit den Konsequenzen einer Abtreibung nicht klarkommt, darf sie ihr auf gar keinen Fall aufgezwungen werden. Der lange Kampf um Akzeptanz, die Phase, die sie alleine durchstehen muss, die Missachtung derer, die ihr am nächsten stehen, zusammen mit der körperlich und emotional zermürbenden Phase der Schwangerschaft, all das wird so eindringlich erzählt, dass die Leserin sich sofort vorstellen kann, selbst an Jessicas Stelle zu sein. Es wirft auch Fragen auf, gerade für Jugendliche. Wie hätte ich mich verhalten? Hätte ich das Kind behalten? Hätte ich das Gerede, die Vorwürfe, die Missachtung und Intoleranz ertragen? Am Ende kann man das als Außenstehender natürlich nicht sagen, aber Bredow schildert es so, als könnte man es doch.
Das Ende finde ich weniger realistisch, weil am Ende doch alle wieder für sie da sind, sogar Arvid, der kindische Möchtegern-Freund. Am Ende möchte er auf einmal doch seine Tochter sehen, obwohl er vorher Jessica beschimpft und ihr alle möglichen Vorwürfe gemacht hat.
Das Buch liest sich sehr gut, ist topaktuell und die Geschichte liefert neue Aspekte, die einfach nicht außer Acht gelassen werden sollten.

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Diese Rezension wurde verfasst von viv.
Veröffentlicht am 01.01.2010