Wie Frau B. so böse wurde ...

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Teaser

Wenn jemand so richtig biestig ist, scheinbar ohne Grund, tagein, tagaus, dann kann man Gründe finden. Bei Frau B. wäre das ganz einfach, aber es gibt sich niemand Mühe nachzuforschen. So bleibt sie in den Augen der Nachbarn, vor allem der Kinder, eine Person, der man nicht so gern begegnet. Genau so zeichnet Sonja Bougaeva die Titelperson.

Beurteilungstext

Massiger Körper mit dicken Beinen, die nach unten zu immer schmaler werden und in kleinen Füßchen enden, kurze dicke Arme, die in kleinen, etwas wurstigen Fingern enden, eine lange Nase in einem dicken Kopf mit grauen Haaren und einem Mund, der zu einem breiten Lächeln einladen würde, wären die Mundwinkel nicht immer nach unten gezogen und die vielen Zähne furchterregend: Hoffentlich beißt sie nicht zu! Und die eng beieinander stehenden Augen mit den zu einem V zusammengezogenen Augenbrauen! Puh, der geht man besser aus dem Weg!
Als sie noch nicht Frau B. hieß, sondern Katja, war sie ""ein nettes kleines Mädchen"". Und sie war von allen anderen Kindern ""als Opfer"" ausgeguckt (wie man heute schrecklicherweise sagt). Der Junge nimmt ihr das Dreirad weg, die beiden Mädchen den Puppenwagen und alle ""vergessen"" sie beim Blindekuh spielen: Sie sucht mit verbundenen Augen noch immer, während alle anderen Kinder bereits drin sind beim Abendessen. Da versteinerte sich ihr Herz und sie wurde Frau B., von allen gefürchtet.
Wie sie jetzt aber wieder nett ist, das liegt an einem kleinen Mädchen, das Frau B. an ihre eigene Kindheit erinnert.

Gegenseitiges Verstehen hat noch nie geschadet. Zuvor aber liegt der Versuch zu eben diesem, und es sollte nicht bei einem - eventuell - misslungenen Versuch bleiben. Die Geschichte jedenfalls empfiehlt, hinter die Mauer zu schauen, die sich andere aufbauten. Es kann sich lohnen. Für beide.