Wie ein Fisch im Baum

Autor*in
Hunt, Lynda Mullaly
ISBN
978-3-570-16420-4
Übersetzer*in
Weitbrecht, Renate
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
304
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Sieben verschiedene Schulen in sieben Jahren - bisher konnte Ally erfolgreich verbergen, dass sie nicht lesen und schreiben kann. Doch ein neuer Lehrer erkennt sowohl ihr Schwäche als auch ihre besonderen Begabungen und fördert sie. Für Ally eröffnen sich neue Möglichkeiten.

Beurteilungstext

In den fünf Monaten an ihrer jetzigen Schule wird die elfjährige Ich-Erzählerin Ally häufig zur Direktorin zitiert, weil sie oft Unaufmerksamkeit und unangemessenes Verhalten zeigt. Doch keiner bemerkt, dass diese Auffälligkeiten immer nur dann einsetzen, wenn Lese- oder Schreibaufgaben anfallen. Ally schämt sich, empfindet sich als dumm und nicht normal. Dabei ist ihr sehnlichster Wunsch: “Einfach so zu sein wie alle anderen” (S. 159) und dazu zu gehören. Aber in der Klasse, in der die arrogante Shay das Sagen hat, wird sie von den meisten gemobbt. Nur mit Keisha und Albert, den beiden weiteren Außenseiter der Klasse, knüpft sie Freundschaft.
Doch dann kommt der neue Lehrer Mr. Daniels, der rasch ihr Geheimnis erkennt und ihr Hilfe anbietet. Allmählich gewinnt er das Vertrauen des Mädchens, erklärt Ally die Ursachen für ihre Legasthenie und zeigt ihr spezielle Methoden zum schrittweisen Überwinden dieser Lernschwäche. Zugleich macht Mr. Daniels ihr bewusst, wie außergewöhnlich gut ihre Fähigkeiten beim Zeichnen und im logischen Denken sind. Nach und nach überwindet Ally ihre Selbstzweifel, tritt selbstbewusster auf und wird zu einem geachteten Klassenmitglied.
Von der ersten Seite an gelingt es Lynda Mullaly Hunt gut, dem Leser das Gefühlsleben der Hauptprotagonistin nahezubringen. Einfühlsam und emotional schildert die Autorin Allys Leid, Verzweiflung und ihre Wut auf sich selbst. Nur gut, dass sie sich immer wieder mit ihrer Lieblingsbeschäftigung - dem Zeichnen - ablenken kann. Moralische Unterstützung bekommt Ally von ihrer Mutter und ihrem Bruder Travis. Da ihr die beiden aber bei den Problemen in der Schule kaum helfen können, erzählt Ally wenig über ihre Schwierigkeiten. Erst der neue Lehrer ändert Schritt für Schritt ihre Einstellung. Indem er ihre Stärken betont, vermittelt er ihr auch den Mut, an ihrer Schwäche zu arbeiten.
Andere Protagonisten wirken anfangs etwas klischeehaft, da sie in fast jeder Klasse zu finden sind: der Nerd, die einflussreiche, mobbende Klassenzicke, die Ausländerin. Doch auch hier arbeitet die Autorin die Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten, mit ihren guten und schlechten Seiten genau heraus. Die Darstellung Mr. Daniels als Inbegriff des coolen und lockeren Lehrers wirkt stellenweise leider etwas überzogen.
Behutsam schreibt Hunt über das sensible Thema Lese-Rechtschreib-Schwäche. Einleuchtend stellt sie dar, dass Legastheniker intelligente Menschen sind, die lediglich eine Verarbeitungsschwäche im Bereich der Sprache haben. Ein Grund dafür könnten - wie im Falle Allys - visuelle Wahrnehmungsprobleme sein. Mut machen dürfte jedem Leser oder Zuhörer mit der gleichen Lernschwäche der Verweis, dass zahlreiche Berühmtheiten und Prominente ebenfalls von Legasthenie betroffen waren oder sind und heute als leuchtende Vorbilder in vielen Bereichen des Lebens gelten - allen vornweg Albert Einstein. So lehnt sich auch der Buchtitel “Wie ein Fisch im Baum” an ein ihm zugeschriebenes Zitat an: “Jeder ist auf seine Art klug. Aber wenn du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.” (S. 180)
Eine tiefgründige, bewegende und Hoffnung machende Erzählung über Außenseiter, Mobbing und Freundschaft. Ein Buch, das Kinder mit Lernschwierigkeiten inspirieren und bei den Mitschülern Verständnis und Toleranz entwickeln kann.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 24.12.2016

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