Wie du mich siehst

Schlagwörter

• Adoleszenz
• Familie
• Gefühle

Teaser

Kurz nach dem 11. September zieht Shirin, eine junge Amerikanerin mit iranischen Wurzeln, mit ihrer Familie in eine amerikanische Kleinstadt. Als kopftuchtragendes Mädchen schlagen ihr sofort Vorurteile und Misstrauen entgegen. Doch als Shirin Ocean trifft, spürt sie, dass sein Interesse an ihr unvoreingenommen, ehrlich und sogar ein wenig naiv ist. Doch bis die jungen Menschen einander nähern kommen können, vergeht eine Zeit des Leids und des Druck, der Ocean sogar die Karriere kostet....

Beurteilungstext

Erneut muss sich Shirin in einer neuen Schule eingewöhnen, denn sie zieht mit ihren Eltern und ihrem Bruder Navid regelmäßig um. Das allein wäre schon schwer genug, aber für Shirin bedeutet es jedes Mal aufs Neue angefeindet zu werden. Denn sie ist Amerikanerin mir iranischen Wurzeln und trägt Kopftuch. Während sich Navid schnell und problemlos einfügt, durchlebt Shirin Stunde um Stunde Ablehnung, Anfeindungen und Hass. So weist ihr Englischlehrer sie gleich in der ersten Stunde darauf hin im falschen Kurs zu sitzen, denn sein Unterricht sei ein Spezialkurs mit besonders hohem Anspruch und kein Kurs für Migranten. In ihrem Alltag zieht sich Shirin immer weiter zurück und versteckt ihre Persönlichkeit stark in ihrem Inneren. Doch allmählich beginnen sich die Dinge zu ändern, denn ihr Bruder gründet eine Breakdance Gruppe und ist begeistert darüber, dass Shirin daran teilhaben will. Und völlig unerwartet, aber charmant hartnäckig versucht ein ziemlich gut aussehender Mitschüler Kontakt zu Shirin aufzubauen. Nach und nach entwickelt sich zwischen beiden tiefe Zuneigung, doch einer Beziehung gibt Shirin vorerst keine Chance. Denn sie kennt die Vorurteile und den Hass, der ihr immer wieder entgegenschlägt und mag sich nicht ausmalen, wie es Ocean damit geht. Doch oft entscheidet nicht der Kopf allein und obwohl es beiden viel abverlangt, wachsen die Gefühle füreinander immer mehr und das Glück, dass die beiden jungen Menschen miteinander verbindet, ist stärker als jeder böse Kommentar. Allem Druck und Misstrauen zum Trotz steht Ocean zu Shirin und beweist allen, dass Liebe keine Grenzen kennt.
Der Roman "Wie du mich siehst" erscheint im schlichten Layout, dass bereits auf den ersten Blick erahnen lässt, worum es in der Erzählung geht: Schwarz und Weiß, ein Junge mit hellen Haaren und ein Mädchen mit Kopftuch. Noch bevor man mit dem Lesen des Klappentextes begonnen hat ist klar, dass in diesem Buch Vorurteile erzählt und aufgegriffen werden. Und die Geschichte hält, was der Bucheinband verspricht: Sie ist so anrührend, dass man das Buch, hat man einmal mit dem Lesen begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Vorurteile und der Hass, der auf Shirin lastet, machen wütend, betroffen und traurig zugleich. Denn Shirin wird als sehr starker Charakter beschrieben, das Kopftuch trägt sie nicht aus Zwang, sondern freiwillig, weil sie sich geborgen darunter fühlt. Entgegen jeder Erwartung hat sie aber genaue Vorstellungen von ihrem Dasein: Sie besucht einen Spezialkurs in Englisch, trainiert hart in der Breakdancegruppe und verliebt sich in einen typisch amerikanischen Jungen. Und obwohl die Gefühle für Ocean so stark sind, dass es sie fast zerreißt, versucht sie um seinetwillen allein zu bleiben. Es ist unglaublich, wie groß und schwer die Steine sind, die den jungen Menschen in den Weg gelegt werden und wie viel Leid entsteht, nur weil zwei unterschiedliche Jugendliche Zeit miteinander verbringen und Gefühle füreinander haben.
Am Ende siegt die Liebe und zurück bleibt das Gefühl tiefer Wut und Traurigkeit darüber wie selbstgefällig und dumm manche Menschen andere verurteilen.
Tahereh Mafi erzählt die Leidens- und Liebesgeschichte um Shirin und Ocean aus ihrer eigenen Erfahrung heraus. Denn auch sie trägt Kopftuch und auch sie hat genau diese Vorurteile erfahren. Dies macht das Buch sehr authentisch und hilft dabei, nachhaltig auf seine Leser*innen einzuwirken. "Wie du mich siehst" ist ein Buch, das unbedingt gelesen werden muss. Es bietet Diskussions- und Gesprächsstoff für junge Menschen auf einer sowohl sehr ehrlichen, als auch emotionalen Ebene ohne kitschig zu sein und kann dabei helfen, den eigenen Horizont und den Blick auf andere Menschen und Kulturen zu hinterfragen.