Wie Dinge sind

Autor*in
gg,
ISBN
978-3-96445-043-2
Übersetzer*in
Ulrich, Johann
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
104
Verlag
Gattung
ComicTaschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
2020
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

In mehreren Episoden folgt die Erzählung den Erfahrungen einer jungen Frau, die mittels Fotografie versucht, dem Titel folgend festzuhalten, wie Dinge sind. Dabei verändert sich ihr eigenes Leben zusehends, löst sich scheinbar in Problemen und Konflikten auf, bis sie durch ein zufälliges Aufeinandertreffen die Gelegenheit bekommt, in das Leben einer anderen Frau zu schlüpfen.

Beurteilungstext

Diese Graphic Novel der kanadischen Autorin "gg" arbeitet zu einem großen Teil mit der Ausdruckskraft der Bilder. Die Bildunterschriften sind Gespräche und Monologe, die auf diese Weise hörbar werden. Die Bilder sind mit sparsamen Mitteln in verschiedenen Schattierungen von Hell und Dunkel gezeichnet, die Anzahl der einzelnen Panels wechselt zwischen einem Bild und vier Bildern pro Seite.

Den einzelnen Episoden folgend, können mehrere Themen festgemacht werden, die im Leben der Protagonistin eine Rolle spielen. Ihre Familie, bestehend aus Vater, Mutter und einer jüngeren Schwester, hat einen Einwanderungshintergrund. Das Geld scheint immer knapp gewesen zu sein, die Erwartungshaltung der Eltern an ihre Töchter ist groß. Beide Elternteile sind im Alter von Krankheit gezeichnet, die jüngere Tochter hält sich auf räumliche Distanz. Die ältere Schwester lebt zwar noch bei ihrer Mutter, eine innere Entfernung lässt sich aber aufgrund der Dialoge auch hier vermuten.

Durch mehrere Episoden zieht sich ein Handlungsstrang, in dem die Hauptfigur sich in die Wohnung einer ihr ähnlich sehenden Frau einschleicht. Hier könnte man auf ein wohlhabenderes Umfeld schließen, denn es finden sich neben Urlaubsfotos und einem viel genutzten Reisepass auch ein gut gefüllter Kühlschrank und ein ebensolcher Kleiderschrank. Aber auch in diesem fremden Leben stößt die Protagonistin auf Spuren von Zerfall und Distanzierung.

Es stellt sich dem Rezensenten die Frage, ob man diesem Buch tatsächlich eine Erzählung zu Grunde legen kann. Über große Strecken wirkt es eher wie ein Storyboard für einen Stummfilm. Mehr als das Leseverständnis wird hier die Fähigkeit herausgefordert, Bilder und ihre Zeichensprache verstehen zu können. Dabei ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, die Bilder in Texte oder andere grafische Sprachausdrücke übersetzen zu lassen. Sich dabei in die Hauptfigur hineinzuversetzen, dürfte allerdings eine sehr anspruchsvolle Aufgabe sein und der Rezensent muss zugeben, dass er den Handlungsstrang mit der Aneignung der fremden Frau erst durch die Lektüre anderer Rezensionen zum Buch entschlüsseln konnte. Denn die Uneindeutigkeit, die eine Auseinandersetzung mit dem Buch lohnend macht, kann leider sehr schnell in den Eindruck von Beliebigkeit und Belanglosigkeit umkippen.

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Diese Rezension wurde verfasst von NIK; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 22.12.2021