Wie anders ist alt?

Schlagwörter

• Familie
• Gefühle
• Ungleichheit

Teaser

Jung und Alt scheinen grundverschieden. Sind sie es auch? Das Bilderbuch geht der Frage auf den Grund und kommt zu einem vielleicht überraschenden Ergebnis.

Beurteilungstext

„Oma, wie ist das, alt zu sein?“ diese Frage eines kleinen genderneutral dargestellten Kindes eröffnet das Bilderbuch. Sie steht als zentrale Frage über allem und wird doch unverzüglich von seiner Oma beantwortet: „Ach, das ist genau wie jung sein. Nur ein bisschen anders.“ Wie anders wird nun auf den folgenden Seiten herausgearbeitet. Beide lachen gern, beiden schmeckt nicht alles, beide möchten manchmal tanzen, beide sind mal traurig, beide singen im Bad und beide ärgern sich über Dinge, die sie nicht können – noch nicht oder nicht mehr. Unterschiedlich ist die Wahrnehmung der Zeit, laut der Großmutter, und z.B. die Wünsche und Träume. Was jedoch trotz allem Anderssein die vielleicht wichtigste Gemeinsamkeit zwischen Jung und Alt ist: zu lieben.
Bettina Obrecht und Julie Völk haben mit diesem philosophischen Bilderbuch bereits das zweite seiner Art geschaffen. In wunderbarer Harmonie spielen Text und Bild zusammen. Während der Text sehr gut verständlich und von geringem Umfang ist, sind die Illustrationen überaus detailreich. Viele Wiederholungen bzw. Analogien im Text lässt es für junge Rezipient*innen vorhersehbar werden. Der immer wiederkehrende Satz: „Wenn du alt bist auch.“ wird schnell mitgesprochen. Auch für Erstleser*innen ist das Buch geeignet. Die farbenfrohen Illustrationen, welche eine gelungene Symbiose verschiedener Gestaltungsstile verkörpern, haben als Hintergrundkolorierung jeweils ein gespiegeltes Aquarellbild. Spiegelachse ist dabei immer die Mitte der Doppelseite. Auf der Seite links sind dann Alltagssituationen von Heranwachsenden abgebildet, wobei rechts die der Betagten zu sehen sind. Oma und Enkelkind sind auf beiden Hälften der Doppelseiten zu sehen. Sie umgeben kolorierte Figuren, Tiere und Dinge sowie rote, lediglich als Strichmännchen gehaltene. Die Gesamtkomposition lädt zum Entdecken und Staunen ein und fasziniert nicht nur beim ersten Hinsehen. Das Bilderbuch verführt zu literarisch-philosophischen Gesprächen. Die Frage um den Sinn und die Reise des Lebens lässt sich so, auch generationsübergreifend, wunderbar auf der Grundlage dieses Buches thematisieren. Auch für den schulischen Kontext, nicht nur bspw. den Ethikunterricht, ist es sehr zu empfehlen. Insgesamt handelt es sich um ein Meisterwerk, welches Generationen näher zusammenbringen kann.