Who’s Who bei Goethe

Autor*in
LÖSCH, MICHAEL
ISBN
978-3-423-32535-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
1999
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die in Prosa und Theater Goethes auftretenden Personen werden in alphabetischer Reihenfolge geschildert und interpretiert. Vorwort, Nachweis der verwendeten Quellen und Register ergänzen das Buch.

Beurteilungstext

Ein Lexikon der Personen bei Goethe? Wie soll das gehen, wer soll das lesen und wozu soll es nützen? Fragen, die berechtigt sind, denen aber Lösch bereits in seinem Vorwort mutig entgegentritt. Nicht nur den fast unüberschaubaren Kosmos der Goetheschen Figuren will er ordnen und verständlich machen, er bricht auch eine Lanze für das heutige Lesen Goethescher Literatur und das auf eine beeindruckende, anregende Art und Weise. Der unorthodoxe, packende Zugriff auf die riesige Fülle der Werke des literarischen “Gottes”, der vielen jungen LeserInnen heute so nichtssagend und überlebt erscheint, erklärt sich zum Teil aus Löschs Biografie: Wenn ein Mann, der nach Studium von Germanistik, Geschichte und weiteren Fächern erst sieben Jahre als Gymnasiallehrer arbeitet, um sich dann sein Brot als DJ in Diskotheken zu verdienen, sich einem zunächst so trocken erscheinenden Stoff zuwendet - das muss einfach ein erfrischender Blick werden.
Man darf das Buch allerdings nicht als fortlaufende Literatur lesen, das ermüdet binnen kurzem und ist so unbefriedigend wie das Lesen des Brockhaus oder des Telefonbuches. Nein, die Fülle an kenntnisreicher Information und mitreißend modernem Hintergrund erschließt sich nur beim absichtslosen Stöbern und Blättern. Durch die Seiten zu Stromern, eher zufällig hängen zu bleiben bei bekannten Namen und sich festzulesen, das ist die Methode der Wahl. Sicher eignet sich das Büchlein auch zum Nachschlagen während einer “richtigen” Goethelektüre, es bietet auch dem Schüler eine Vielzahl sinnvoller Interpretationen und Zusammenhänge zur Bearbeitung schulisch bedingter Lektüre, vor allem aber ist es ein Appetitanreger erster Klasse, einmal wieder den alten Herrn aus Weimar hervorzukramen und mit neuem Schwung in seine oftmals gar nicht so staubige Wörterwelt einzutauchen. Allein die “Musterabschnitte” über den “Faust”, “Reineke Fuchs” oder den “Götz” locken mit frischer Sprache und jungen Ideen, vorhandene Erinnerungen aufzufrischen oder den Grundstein einer neuen Goetherezeption zu legen.
Lösch liefert dazu leichtverständliche Zusammenfassungen, erläutert anhand vieler Standardwerke und mischt auf- und anregende eigene Erkenntnisse bunt dazwischen. Das macht einfach Spaß, verbessert die “Gängigkeit” manchmal sperriger Texte und erweitert kräftig den Horizont des Lesers nicht nur, aber auch zu Johann Wolfgang, dem sonst oft so ferne scheinenden Dichtertitanen. So geht’s!

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010