Wer war’s?

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• Familie
• Gender/Geschlecht

Teaser

Dieses Bilderbuch lebt allein durch zwei Grundideen, die sich leitmotivisch durch zwölf Doppelseiten ziehen: Zum einen werden immer nach dem gleichen Schema unterschiedliche ""Wer-hat-etwas-gemacht?-Fragen"" gestellt. Zum anderen werden als Antwortmöglichkeiten immer Figuren abgebildet, von denen jeweils eine eindeutige Anzeichen trägt, die Frage zu beantworten. Ein Leseerlebnis, das zur Kommunikation anregt.

Beurteilungstext

Zunächst überrascht dieses Bilderbuch des französischen Autors Olivier Tallec durch sein ungewöhnlich originelles Querformat. Ähnlich einem Tischkalender blättert man die Seiten von unten nach oben. Gestaltet sind diese klar und puristisch mit einem widerkehrenden Aufbau. Oben links stehen auf jeder Doppelseite konkrete Suchaufträge, z.B. Wer hat nicht genug geschlafen? Wer hat die ganze Marmelade gegessen? Wer hat große Angst? Darunter sind als Antwortmöglichkeiten jeweils acht - zehn Figuren in Form von Tieren oder Kindern abgebildet, von denen immer eine, anschauliche Hinweise zeigt, dass sie die Frage beantwortet. Da lehnt sich ein Bär zum Beispiel müde an ein Sofa, eine Fantasiefigur schaut beschämt wegen roter Flecken auf dem eigenen Fell oder ein Hase zittert, weil sich eine Biene nähert. Die jeweils passende Antwort soll also im Leseprozess selbst gegeben werden. Genau hier setzt der durchaus durchdachte pädagogische Impuls dieses Buches an. Die Lektüre fordert nämlich zum Gespräch zwischen vorlesender Person und dem kindlichem Zuhörer auf. Indem hier ganz grundlegende und menschliche Erfahrungen bildlich angesprochen werden, müssen die Kinder mit ihrem eigenen Weltwissen ganz genau hinschauen und sich in die Figuren hineinversetzen, um zu verstehen, dass jemand, der verliebt ist, vielleicht errötet. Dieses dann auch zu artikulieren bedarf einer höheren Abstraktionsfähigkeit, die an manchen Stellen vielleicht durch die vorlesende Person noch erläutert werden muss.
In jedem Fall lassen sich anhand der vorgelegten Beispielsituationen wichtige Gefühlssituationen versprachlichen. Deshalb hat dieses Buch vielleicht auch für bildungsfernere Kinder einen hohen Aufforderungscharakter, weil es zum Sprechen und Nachfragen auffordert. Bei Unsicherheiten lässt sich auf der letzten Seite die echte Antwort finden.
Das schlichte Lay-Out des Buches unterstützt die kommunikative Absicht. Die Figuren stehen auf allen Doppelseiten vor einem weißen Hintergrund. Auffallend bei der Illustration sind die im Verhältnis zum überproportional großen Kopf der meist schmächtige Körper. Alles konzentriert sich also auf ihre Mimik und die detailgetreue Darstellung. Dieses Buch lässt dich mehrmals mit Freude lesen und bietet immer wieder neuen Gesprächsstoff, lädt zum Perspektivwechsel ein und bietet kreativen Leserinnen und Lesern vielleicht Anregungen zum Gestalten eigener Seiten im gleichen Stil.